Priester gibt sexuellen Missbrauch in 280 Fällen zu

Priester gibt sexuellen Missbrauch in 280 Fällen zu
Ein katholischer Priester aus Salzgitter hat vor dem Landgericht Braunschweig den sexuellen Missbrauch an drei Jungen in 280 Fällen zugegeben. Laut Anklage soll sich der 46-Jährige an den Kindern und einem Jugendlichen von 2004 und 2011 unter anderem im Pfarrhaus sowie auf Urlaubsreisen vergangen haben. Zum Prozessauftakt am Donnerstag verständigten sich die Beteiligten auf ein Mindeststrafmaß von sechs bis sechseinhalb Jahren Haft bei einem umfassenden und glaubwürdigen Geständnis.

Der Priester war im Juli 2011 von der Mutter eines der Jungen angezeigt und kurz darauf verhaftet worden. Auf die Frage, wie sich seine Taten mit seinem Berufsverständnis als Pfarrer vereinbaren ließen, antwortete er: "Gar nicht." Auch nach Bekanntwerden des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche Anfang 2010 ließ er nicht von den Jungen ab. "Ich habe nicht wahrgenommen, dass das etwas Negatives für die Kinder sein könnte."

Der Angeklagte lernte seine Opfer im Kommunionsunterricht kennen und war auch mit deren Familien befreundet. In zwei ähnlichen Fällen begannen die sexuellen Handlungen, als die Jungen neun Jahre alt waren, steigerten sich allmählich und endeten um den zwölften Geburtstag herum. In einem dritten Fall näherte sich der Pfarrer einem Jugendlichen von dessen 13. bis 15. Lebensjahr. Ein vierter Fall wurde eingestellt.

Der Pfarrer machte den Jungen Geschenke wie Geld, einen Fotoapparat oder ein Handy. Zudem lud er sie zu Reisen ohne Eltern ins Disneyland nach Paris ein, in den Center Parc in der Lüneburger Heide, nach Usedom, Ägypten und zum Skiurlaub ins Salzburger Land. Dort übernachtete er wie auch häufig im Pfarrhaus mit einem der Jungen in einem Bett. Die Eltern hätten ihm vertraut, sagte er. Einer der Jungen war zeitweise Messdiener. Auch sonntags vor der Messe soll es zu Missbrauchshandlungen gekommen sein, ebenso im Elternhaus eines Jungen an dessen 15. Geburtstag.

"Irgendwann ist mir der Sicherungskasten durchgeflogen"

Auf die Frage, ob er pädophil sei, antwortete er: "Nein wäre falsch, aber Ja würde die Wahrheit auch nicht treffen." Er fühle sich zu Männern hingezogen, aber Kinder seien nicht seine erste Wahl. "Es war nicht meine Absicht, mich den Kindern sexuell zu nähern, aber irgendwann ist mir der Sicherungskasten durchgeflogen." Dennoch wurden auf seinem Computer kinderpornografische Aufnahmen gefunden. Von einem der Jungen machte er gegen dessen Willen Nacktfotos und brannte sie auf CD.

Über einen der Jungen sagte er, dieser sei für ihn "wie ein Sohn" gewesen. 2006 erhielt er vom Bistum Hildesheim ein Kontaktverbot, nachdem er mit der Mutter des Jungen in Streit über Erziehungsfragen geraten war. Einige Zeit später begann er eine Beziehung zu zwei Brüdern. Als diese endete, suchte er wieder den Kontakt zu dem ersten Jungen. Dieser offenbarte sich daraufhin seiner Mutter und der Staatsanwaltschaft. Der Prozess ist zunächst auf fünf Verhandlungstage terminiert.

epd