TV-Tipp: "Stubbe - Von Fall zu Fall: Begleiterinnen" (ZDF)

TV-Tipp: "Stubbe - Von Fall zu Fall: Begleiterinnen" (ZDF)
Zu Lebzeiten hatte sich der Tote aus dem heimischen Zölibat in die Arme von "Begleiterinnen" geflüchtet. Die Gattin pflegte er als "Kunstblume" zu bezeichnen: schön, aber leblos.
06.01.2012
Von Tilmann P. Gangloff

"Stubbe - Von Fall zu Fall: Begleiterinnen", 7. Januar, 20.15 Uhr im Zweiten

Die Samstagskrimis im ZDF lassen sich kaum über einen Kamm scheren, und das ist ja auch gut so. Eins aber eint sie: Jeder Film garantiert ein Wiedersehen mit guten Freunden. Deshalb geht es beispielsweise in "Stubbe - Von Fall zu Fall" nie allein um die Aufklärung eines Mordfalls, sondern stets auch um Zwischenmenschliches; meist im Rahmen der Familie.

Das ist nicht immer harmonisch integriert und wirkt daher mitunter wie ein Fremdkörper. Wie man aus beiden Ebenen auch dann eine organische Einheit schafft, wenn die Schnittpunkte rein familiärer Natur sind und mit dem Fall nichts zu tun haben, macht immer wieder Peter Kahane vor. Er hat "Stubbe" vor über 15 Jahren gemeinsam mit Hauptdarsteller Wolfgang Stumph erfunden, mehr als ein Viertel der gut vierzig Drehbücher geschrieben und viele Folgen auch selbst inszeniert. Sein jüngstes Werk, "Begleiterinnen", ist ein ausgezeichnetes Beispiel für einen perfekten Reihenfilm: inhaltlich, weil die Hauptfiguren weitererzählt werden, und handwerklich, weil der Film in jeder Hinsicht sorgfältig gestaltet ist (Kamera: Andreas Köfer, Musik: Kahanes Sohn Tamàs).

Die "Kunstblume": schön, aber leblos

Schon der Einstieg ist professionell erzählt: Ohne sich wohlfeiler Klischees zu bedienen, werden in wenigen Einstellungen die handelnden Figuren charakterisiert. Die Geschichte mag nicht außergewöhnlich klingen, bekommt aber zunehmend Tiefgang, weil Stubbe und sein Kollege Zimmermann (Lutz Mackensy) nach der Ermordung eines Mannes Zeugen gleich zweier Familiendramen werden: Zu Lebzeiten hatte sich der Tote aus dem heimischen Zölibat in die Arme von "Begleiterinnen" geflüchtet. Die Gattin pflegte er als "Kunstblume" zu bezeichnen: schön, aber leblos. Bei einer seiner Gespielinnen fand er besonders viel Verständnis, und prompt ist die Trauer der Dame nun womöglich noch größer als die der eigentlichen Witwe.

Zum Kreis der Verdächtigen zählen folglich der Ehemann der Prostituierten (Tessa Mittelstaedt) sowie die Hinterbliebenen aus der Familie des Toten. Pikanterweise gerät der offenkundig zornige Sohn erst durch den Versuch seiner Mutter (Marion Mitterhammer), ihn zu schützen, ins Visier der Ermittler. Ein handfestes Motiv hätte allerdings auch ein Kleinunternehmer (Henning Peker), denn der Ermordete hatte als Anlageberater vor allem das eigene Wohl im Auge. Viel entscheidender, zumindest aus Sicht der "Stubbe"-Fans, dürften aber die privaten Entwicklungen sein: Die Spurensicherung bekommt eine ebenso reizvolle wie rothaarige neue Leiterin (Heike Trinker) und der Hauptkommissar weiche Knie; und Tochter Chrissie (Stephanie Stumph) wird schwanger.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).