Der sozialistische "Mann der Mitte" soll Sarkozy kippen

Der sozialistische "Mann der Mitte" soll Sarkozy kippen
Frankreichs Sozialisten zeigen wieder Geschlossenheit. Mit der Wahl von François Hollande als Herausforderer von Nicolas Sarkozy bei der Präsidentenwahl im April 2012 sind versöhnliche Töne wieder Trumpf. Der Präsidentschaftskandidat Hollande gilt als Politiker mit hoher Glaubwürdigkeit. Die Partei fand eine neue Dynamik durch die ersten Vorwahlen im Lande. Sarkozys Lager soll allerdings Hollande für den leichteren Gegner halten.
17.10.2011
Von Ralf E. Krüger

Der Sozialist François Hollande wird bei der französischen Präsidentenwahl im kommenden Frühjahr gegen den konservativen Amtsinhaber Nicolas Sarkozy antreten. Der langjährige Parteichef gewann die Stichwahl der Parti Socialiste (PS) nach Angaben vom Montagmorgen deutlich vor seiner Rivalin Martine Aubry. Die Parteichefin erkannte den Sieg von Hollande an. "Von nun an verkörpert er die Hoffnungen", sagte sie und rief zur Geschlossenheit auf.

Nach Auszählung von mehr als 2,5 Millionen Wahlzetteln kam Hollande auf 56,81 Prozent der Stimmen. In der zweiten Runde der Vorwahl hatten nach ersten Schätzungen drei Millionen Links-Wähler abgestimmt. Noch vor Monaten hatte der damalige IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn als aussichtsreichster Kandidat für die Sozialisten gegolten. Er stolperte aber über eine Sex-Affäre in einem New Yorker Hotel.

"Vorwahl ist ein enormer demokratischer Erfolg"

Vorbei die Zeit der publikumswirksamen Abgrenzungen in Charakter, Stil oder Temperament unter den Genossen der linken Top-Liga. Die gegenseitigen Wahlkampf-Spitzen hielten sich im Vergleich zu früheren Grabenkämpfen in Grenzen, die Partei blieb weitgehend unbeschadet. Die Mobilisierung ihrer Anhänger hat ihr eine neue Dynamik beschert. Interims-Parteichef Harlem Désir feierte schon kurz nach dem Ende der ersten offenen Vorwahlen in Frankreich einen "außergewöhnlichen demokratischen Erfolg für die Linke wie auch unser ganzes Land." Sie hätten den Wunsch nach Beteiligung dokumentiert: "In der französischen Politik wird nichts mehr sein können wie zuvor, alle Parteien werden aus dieser Lektion Lehren ziehen müssen."

Die Vorwahl der Sozialisten bestimmte fast einen Monat die öffentliche Debatte in Deutschlands wichtigstem Nachbarland. Die TV-Debatten der Kandidaten-Kür verfolgten bis zu 6,9 Millionen Zuschauer. Die erstmals in Frankreich veranstaltete Abstimmung wurde selbst von Sarkozys eigener UMP-Partei wegen ihres Modellcharakters interessiert verfolgt. Immerhin beteiligten sich bei der Stichwahl nach ersten Schätzungen rund drei Millionen Wähler. Und das, obwohl sich die sportbegeisterte Nation bei schönstem Herbstwetter in den Armen lag, um den Einzug ins Finale der Rugby-WM zu feiern.

Für 2012 ist Sarkozy der "natürliche Kandidat"

Sarkozys Lager gibt sich gelassen. "An diesem Abend werden wir endlich einen Gegner haben", freute sich der Chef der UMP-Partei, Jean-François Copé. Sarkozy hat seine Kandidatur für eine Wiederwahl zwar noch immer nicht bekanntgegeben. Er sei aber nach Angaben seiner Partei "der natürliche Kandidat". Hollande gilt nach Medienberichten wegen seines Rufs als nachgiebiger Mann des Ausgleichs als Sarkozys Wunschgegner.

Der in einem Popularitätstief sitzende Sarkozy will nach Informationen der französischen Sonntagszeitung "Journal du Dimanche" nach der Bestimmung des Herausforderers mit seinem eigenen Wahlkampf für eine Wiederwahl beginnen. Das Blatt berichtet, er wolle sich nach dem EU-Gipfel in Brüssel am 24. Oktober in einer einstündigen Sondersendung an die Nation wenden. Dabei werde es am Vorabend des G20-Gipfels in Cannes vorrangig um die Finanzkrise und die Aktionen Frankreichs auf dem internationalen Parkett gehen.

dpa