Katholische Bischöfe freuen sich auf Papstbesuch

Katholische Bischöfe freuen sich auf Papstbesuch
Die katholischen deutschen Bischöfe sehen dem Besuch von Papst Benedikt XVI. in Deutschland mit Vorfreude entgegen. Angekündigte Proteste gegen das Kirchenoberhaupt nehmen sie gelassen. Laut einer Umfrage freuen sich 44 Prozent der Bundesbürger schon jetzt auf den Besuch des Papstes. Nahezu 70 Prozent der Befragten geben an, bereits von der Reise gehört oder gelesen zu haben.

Die katholische Deutsche Bischofskonferenz rechnet nicht damit, dass der Papstbesuch in Deutschland vom Missbrauchsskandal überschattet wird. Zwei Wochen vor der Anreise von Papst Benedikt XVI. sei noch offen, ob der Papst Missbrauchsopfer treffen wird, sagte der Generalkoordinator der Bischofskonferenz für den Papstbesuch, Hans Langendörfer, am Mittwoch in Berlin. Bei Reisen des Papstes in andere Länder waren Treffen mit Opfern sexuellen Missbrauchs zum Schutz der Betroffenen sehr kurzfristig bekannt gegeben worden.

Der Papst besucht vom 22. bis 25. September Deutschland. Stationen seiner Reise sind Berlin, das Bistum Erfurt und Freiburg. Neben Papstmessen im Berliner Olympiastadion und auf dem Freiburger Flughafengelände sind eine Rede vor dem Bundestag sowie eine Begegnung mit Vertretern der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) im Erfurter Augustinerkloster geplant. Die viertägige Reise ist der erste offizielle Besuch von Benedikt XVI. in seiner deutschen Heimat.

"Zum richtigen Zeitpunkt"

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, sagte, der Besuch finde zu einem richtigen Zeitpunkt statt, "um uns zu stärken". Er erwarte Ermutigung für die Kirche und die Gläubigen. Der Papst werde dazu einladen, nach vorne zu schauen, den Glauben zu leben und ihn in der Gesellschaft zu bezeugen. Die Kirche sei als Ganzes gefragt, um das verloren gegangene Vertrauen wieder zurückzugewinnen, ergänzte der neue Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki. Der Blick dürfe nicht nur auf den Papst verengt werden.

Auf die angekündigten Proteste in Berlin und von einzelnen Bundestagsabgeordneten reagierten die Bischöfe gelassen. "Wir leben Gott sei Dank in einem Land, in dem die Meinungsfreiheit gilt", sagte Woelki. Da der Papst Deutschland auf Einladung von Bundespräsident Christian Wulff besuche, gehöre es jedoch zum guten Stil, zunächst zu hören, was der Papst zu sagen habe. Die Abgeordneten hätten im Anschluss jede Möglichkeit, sich kritisch mit der Rede im Bundestag auseinanderzusetzen.

Große Bedeutung messen die katholischen Bischöfe dem ökumenischen Treffen in Erfurt zu. Benedikt liege an einer Begegnung auf Augenhöhe, sagte der Erfurter Bischof Joachim Wanke. Er appellierte an die evangelische Kirche, dass auch sie eine "Bringeschuld" habe. Es sei ein bedeutendes geistliches Zeichen, dass der Papst mit den evangelischen Christen gemeinsam beten wolle. Erzbischof Zollitsch dämpfte indes im Interview mit der Tageszeitung "Die Welt" (Mittwochsausgabe) die Hoffnung auf schnelle Reformen wie eine baldige Zulassung von evangelischen Ehepartnern und geschiedenen Katholiken zum katholischen Abendmahl.

Irritationen um Brummer-Buch

Unterdessen sorgt die Veröffentlichung eines Buches mit dem Titel "Unter Ketzern" des evangelischen Publizisten Arnd Brummer für Irritationen in den Beziehungen zwischen Protestanten und Katholiken. Darin schildert Brummer, Chefredakteur des evangelischen Monatsmagazins "chrismon", wie er von der katholischen zur evangelischen Kirche konvertierte. Brummer setzt sich kritisch mit der aus seiner Sicht auf den Vatikan zentrierten katholischen "Papstkirche" auseinander und stellt sie der evangelischen "Kirche der Freiheit" gegenüber. Zollitsch sagte in Berlin, er habe sich gewundert, dass das Buch so unmittelbar vor dem Papstbesuch erschienen sei. Das sei dem Dialog nicht förderlich. Er wolle die Angelegenheit mit den zuständigen Verantwortlichen besprechen. Die EKD wollte sich auf Anfrage nicht zu Zollitschs Kritik äußern.

Nach einer Erhebung der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung, die am Mittwoch in Berlin veröffentlicht wurde, findet der Besuch Benedikts XVI. nicht nur bei Katholiken Zustimmung. So freuen sich 69 Prozent der Katholiken, aber auch 47 Prozent der Protestanten auf den Papstbesuch. 63 Prozent aller Deutschen sind zudem stolz darauf, dass der Papst ein Deutscher ist. Von einer großen Mehrheit (82 Prozent) wird das Anliegen des Papstes befürwortet, den Dialog mit Juden und Muslimen zu vertiefen. 59 Prozent der Befragten nannten es sehr wichtig oder wichtig, dass sich der Papst zu gesellschaftspolitischen Themen äußert.

Konfessionslose schätzen Meinung des Papstes

Selbst 40 Prozent der Konfessionslosen finden die Meinung des Kirchenoberhauptes sehr wichtig oder wichtig. Mehr als 80 Prozent der Befragten halten die Meinung des Papstes zu den Themen "Krieg und Frieden", "Armut in der Dritten Welt" und "soziale Gerechtigkeit" für sehr wichtig oder wichtig ist. Für 63 Prozent sind Äußerungen über den Sinn des Lebens von Bedeutung. Weitere 54 Prozent bezeichnen die Haltung des Papstes beim Schutz des ungeborenen Lebens als wichtig. Für die repräsentative Umfrage wurden Mitte August 1.001 Personen interviewt, davon 208 in den neuen Ländern.

Aus Anlass des Papstbesuches richtet die Deutsche Bischofskonferenz einen "Benedikt-Ostafrika-Fonds" ein, kündigte Zollitsch an. Da Kollekten bei Papstmessen unüblich sind, soll auf diese Weise zweckgebunden Geld gesammelt werden. Das Geld werde dem Vatikan für die Hilfe in Ostafrika zur Verfügung gestellt. Die Aufteilung der Kosten des Papstbesuches von 25 bis 30 Millionen Euro auf die Bistümer in Deutschland will die Bischofskonferenz bis zum Jahresende festlegen.

epd