Der Dauerbrenner: 60 Jahre Micky Maus in Deutschland

Der Dauerbrenner: 60 Jahre Micky Maus in Deutschland
Vor 60 Jahren kam in Deutschland das erste Micky-Maus-Heft auf den Markt und entwickelte sich schnell zum beliebtesten Kindermagagzin. Allerdings war der Comic umstritten: Kritiker bezeichenten ihn als "Schundheft" und warnten davor, der Konsum der bunten Bilder könne zu Analphabetentum oder zum Verfall der deutschen Sprache führen.
15.08.2011
Von Andreas Rehnolt

Für Comic-Fans in Deutschland ist es die "Geburtsstunde Entenhausens": Am 29. August 1951, vor 60 Jahren, kam das erste Micky-Maus-Heft in deutscher Sprache in die Kioske. Schon in der ersten 32-seitigen Ausgabe tauchen neben Micky auch Donald Duck, dessen Vetter Gustav, Goofy, Daisy, Pluto und Donalds drei Neffen auf. Sie hießen damals allerdings nicht Tick, Trick und Track, sondern Rip, Rap und Rup.

Rund sechs Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs wagten sich die weltweit beliebten Comic-Figuren damit auch in der noch jungen Bundesrepublik auf den Markt. Von den rund 300.000 Exemplaren der anspruchsvoll gestalteten deutschen Erstausgabe wurden allerdings nicht mal die Hälfte verkauft. Die übrigen Hefte wurden remittiert und dann als kostenlose Werbeexemplare entweder an Schulen verteilt oder in den Reißwolf geworfen.

Die erste Micky-Maus-Ausgabe in Deutschland. Foto: epd-bild/Ehapa/Disney 

75 Pfennig kostete "Micky Maus - Das bunte Monatsheft", gedruckt im für damalige Verhältnisse einzigartigen Vierfarb-Kupfertiefdruck bei W. Girardet in Essen. Für ein Jahresabonnement mit zwölf Ausgaben musste man neun D-Mark hinlegen. Viel Geld im Nachkriegsdeutschland, in dem ein Industriefacharbeiter rund 80 D-Mark brutto in der Woche verdiente. Die Übersetzungen der Comics aus der Disney-Produktion stammten von der legendären Erika Fuchs, die bis zum Jahr 1988 Chefredakteurin der Micky Maus war.

Micky war 1951 wesentlicher bekannter als Donald

In den meisten anderen europäischen Ländern war vor 60 Jahren Donald die Titelfigur der Disney-Hefte. In Deutschland jedoch war Micky im Jahr 1951 wesentlicher bekannter als der sympathisch-cholerische Erpel Donald. Micky-Maus-Filme waren schon seit 1930 in Deutschland gezeigt worden, bis zum Ende des Krieges wurde aber nur ein einziger Trickfilm mit Donald in einer Nebenrolle in deutschen Kinos ausgestrahlt. Walt Disney hatte 1935 den Export seiner Trickfilme ins damalige Deutsche Reich gestoppt.

Die deutsche Micky-Maus-Reihe erschien zunächst monatlich. Anfang 1956 dann wurde die Erscheinungsweise auf zweiwöchentlich umgestellt, seit 1957 kommt die Comic-Zeitschrift wöchentlich heraus. Aus Anlass des Jubiläums hat der Egmont-Ehapa Verlag ein neues Comic-Magazin auf den Markt gebracht, die "Micky Maus Comics", die alle zwei Monate erscheinen.

Im Land der Dichter und Denker galten Comics als "Schundhefte"

Die "Micky Maus" entwickelte sich schon schnell zur beliebtesten deutschen Kinderzeitschrift. Allerdings war sie anfangs nicht unumstritten. Im Land der Dichter und Denker sahen nicht wenige Kritiker in Comics "Schundhefte". Andere warnten vor Analphabetentum im Zusammenhang mit dem Konsum der bunten Bilder-Geschichten und wollten deren Erscheinen sogar gerichtlich verbieten lassen. Wieder andere befürchteten wegen der lautmalerischen Sprechblasen ("Hmpf") einen Verfall der deutschen Sprache.

Das alles hat das Micky-Maus-Magazin überlebt. Im Jahr 2000 hatte die deutschsprachige Ausgabe bereits eine Milliarde Exemplare verkauft. 1991 lag die Druckauflage des Heftes bei über einer Million Exemplaren, von denen rund 650.000 Stück verkauft wurden. Das ist lange her, der Markt für Kinderzeitschriften ist hart umkämpft. Im 2. Quartal 2011 wurden pro Ausgabe noch gut 183.000 Hefte verkauft. Und doch rühmt sich der Verlag, das 60 Jahre alte Micky-Maus-Magazin sei noch immer das Kindermagazin mit der größten Reichweite in Deutschland.

epd