Gegen die Frauenquote protestieren: Tut man das?

Gegen die Frauenquote protestieren: Tut man das?
Was darf man tun, was nicht? Je nach Angelegenheit ist die Antwort nicht immer leicht und eindeutig. Wir stellen Fragen von Nutzern vor, die sich in einer ganz bestimmten Sache nicht sicher sind.

Beim Internetportal www.das-tut-man-nicht.de können Nutzer Fragen stellen, wenn sie sich nicht sicher sind, ob eine Angelegenheit in gesellschaftlicher, moralischer, ethischer, sozialer oder religiöser Sicht in Ordnung ist oder eben auch nicht. Experten beantworten die ausgewählten Fragen. Wir stellen regelmäßig ein Problem samt Antwort zur Diskussion.

Die Frage:

Ich leite ein Team bei der Telekom. Da ich ehrgeizig und gut bin, will ich Karriere machen. Mein Chef hat mir allerdings unter der Hand signalisiert, dass er in den nächsten drei Jahren eigentlich nur Frauen befördern kann, um die Frauen-Quote zu befriedigen, die sich der Konzern gegeben hat. Offiziell würde er so was natürlich nie sagen, sodass einige Männer in der gleichen Lage wie ich offiziell dagegen auch nicht vorgehen können. Wir sind stinksauer und eigentlich alle nun auf der Suche nach neuen Arbeitgebern. Ein paar von uns spielen mit dem Gedanken, in die Öffentlichkeit zu gehen. Aber tut man das?

Die Antwort von Barbara Bierach, Autorin des Buches "Das dämliche Geschlecht", zuvor acht Jahre lang die Leiterin der Management- und Karriereberichterstattung der "Wirtschaftswoche":

Nun ja, Sie und Ihre Kollegen können nun den Siegfried geben und den Drachen töten. Also an die Öffentlichkeit gehen und die Deutsche Telekom AG als ein Unternehmen vorführen, das diskriminiert, jetzt halt zur Abwechslung mal die andere Seite, die Männer. So entstehen vielleicht Heldenlegenden, Karrieren allerdings nicht. Denn wie Siegfried bleibt Ihnen eine Stelle auf dem Rücken, die Sie verletzbar macht. Das Unternehmen kennt diesen Schwachpunkt und wird vermutlich nicht lange zögern, den Dolch hinein zu stoßen.

Soll heißen: Wenn Sie den Sachverhalt öffentlich machen, ist der Job vermutlich ganz schnell weg. Sollten Sie dem Unternehmen mit öffentlichen Äußerungen schwer schaden – und so wird ein Arbeitsrechtler der Telekom argumentieren – wird Ihnen auch der Arbeitsrichter kaum helfen wollen. Im übrigen steht hier Aussage gegen Aussage, denn ihr Chef wird aller Wahrscheinlichkeit nach auf dem Standpunkt stehen, dass hier ein Missverständnis Ihrerseits vorliegt. Sie schreiben selber, er habe nur "signalisiert" und würde offiziell "so was natürlich nie sagen". Ich glaube daher: Das tut man nicht, denn wem ist moralisch geholfen, wenn Sie den Job verlieren?

Im Übrigen: Falls Sie tatsächlich die Ethik-Keule schwingen und das Unternehmen öffentlich angreifen wollen, werden Sie am Ende möglicherweise selber dastehen wie einer von diesen frauenfeindlichen Dinosauriern, die die Zeichen der Zeit nicht begreifen. Es ist gut möglich, dass so ein Unterfangen ausgeht wie das Hornberger Schießen und Sie am Ende als der diskriminierende Unhold dastehen, nicht das Unternehmen. Bei der weiteren Jobsuche würde Ihnen das auch nicht gerade helfen. Wenn Sie so gut und so ehrgeizig sind, wie sie glauben, werden Sie Karriere machen. Ihre Leistung wird durchaus wahrgenommen werden, auch wenn eine Beförderung gerade aus politischen Gründen nicht geht.

Signalisieren Sie daher, dass Sie das Problem verstanden haben, die Dankbarkeit Ihres Chefs ist Ihnen sicher. Signalisieren Sie aber auch, dass es dann andere Möglichkeiten der Weiterentwicklung für Sie geben muss. Mehr Geld? Spannende Projekte? Weiterbildung? Oder falls Sie so was reizt: ein Auslandseinsatz. Zu gegebener Zeit kommt dann auch die Beförderung. Das tut man nicht.


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