Spielwarenhersteller ringen um Aufmerksamkeit

Spielwarenhersteller ringen um Aufmerksamkeit
Bei der weltgrößten Spielwarenmesse in Nürnberg präsentieren zahlende Hersteller traditionell ihre Hoffnungsbringer - und Ringen dabei ganz schön um Aufmerksamkeit. Denn die Neuentwicklungen können über Wohl und Wehe eines ganzen Unternehmens entscheiden.
02.02.2011
Von Elke Richter

Der Kampf um Aufmerksamkeit nimmt auch in der Spielwarenbranche immer heftigere Formen an. Bei der Neuheitenschau der Nürnberger Spielwarenmesse warben Models am Mittwoch als blau angemalte Außerirdische, Manga-Figuren oder überlebensgroße Bienen für neue Produkte. Selbst echte Tiere sollten als Zugpferde dienen: Während Hasbro mit einem Golden Retriever für ein Kuscheltier warb, ließ Goliath für das Wurfspiel "Robby Robbe" zwei Seelöwen aus einer Fernsehserie von Spanien nach Nürnberg kutschieren.

Ob das den Verkauf des Spiels ankurbelt - bei dem Kinder Ringe um den Hals eines mit dem Kopf wackelnden Plastik-Seelöwens werfen sollen - sei dahingestellt. Die PR-Aktion zeigt aber, wie wichtig es für die Hersteller ist, mit ihren Neuentwicklungen wahrgenommen zu werden. Rund die Hälfte des Jahresumsatzes werden in der Branche traditionell mit den Innovationen gemacht.

Rund 70 000 Neuheiten werden von diesem Donnerstag an auf der weltgrößten Spielwarenmesse präsentiert. Darunter sind viele alte Bekannte in neuem Gewand, aber auch einige echte Neuerungen. Dael 'O Ring zum Beispiel. Der schlichte Plastikstab, um den ein kleines, drehbares Röhrchen gesteckt ist, hat es in sich: Auf der Innenseite des Röhrchens befindet sich ein verstecktes Labyrinth, durch das ein Mini-Knubbel auf dem Stab durch Drehen hindurchgeführt werden muss.

Eisenbahn per Funksteuerung

Erfinder Cor Vissers kam die Idee für das Geschicklichkeitsspiel, als er für seine Tochter ein Schrankschloss bauen wollte. Der Tischler hat es nicht bereut: In Holland wurden in nur zwei Monaten bereits 70 000 Stäbe verkauft, die Reihe soll nun ausgebaut werden. Was nach außen so schlicht aussieht, können ob der Komplexheit im Inneren nur zwei Betriebe weltweit produzieren.

Hochmoderne Technik nutzt auch Märklin. Die Modelleisenbahnen des schwäbischen Herstellers können jetzt auch mit dem iPhone, iPod oder iPad gesteuert werden - per W-Lan entsteht so die moderne Version einer Funkfernsteuerung. Mit einer weiteren Neuentwicklung schafft Märklin auch den lange vermissten "Sprung in die Kinderzimmer". Eine neue Eisenbahn mit Magnetkupplungen, die auf Schienen, Fußböden und Teppichen fährt, soll die Kunden von morgen an den Markt heranführen.

An das Vorbild vieler US-Fernsehserien kann Ravensburger anknüpfen: Mit "Spurensicherung am Tatort" wird kleinen Kriminologen alles an die Hand gegeben, um Fingerabdrücke, Reifen- und Fußspuren zu sichern, wie Mitentwickler Mark Benecke erklärt. Der Kriminalbiologe und Spezialist für forensische Insektenkunde lässt die Kinder auch anhand von Fliegen, die von gammligem Katzenfutter angezogen werden, bestimmen, wie alt eine "Leiche" ist. Zu guter Letzt kann der Kripo-Nachwuchs noch echte DNA extrahieren.

Zauberkästen

Für etwas ältere Kinder sind die neuen Zauberkästen gedacht, die dieses Jahr auf den Markt kommen. Sie wenden sich unter anderem dem schwarzen Theater zu. "Das ist ein Prinzip, das in der Magie seit Jahrhunderten genutzt wird. Die Idee ist, dass Schwarz auf Schwarz nicht sichtbar ist", erläuterte Zauberer Ray Joel das "Zauber-Theater" von Hanky Panky und Kosmos.

Passend dazu wenden sich "Die kleinen Zauberlehrlinge" vom Drei Magier Verlag (Schmidt Spiele) an junge Spieler ab fünf Jahren, die einen Zaubertrank brauen sollen. Dafür müssen zunächst die Zutaten sowie am Ende der Feuerstein auf einer kippeligen Spielfigur zum Kessel transportiert werden. Das Fiese: An der Vorderseite der Figur ist ein kleiner Magnet, und beim Überschreiten bestimmter "Stolpersteine" wird der Inhalt ausgeschüttet - die Lehrlinge müssen von vorne beginnen.

Kritik von Umweltschützern

Unterdessen kritisierten Umweltschützer, dass die Branche die Kinder nicht ausreichend vor Schadstoffen in Spielsachen schütze. Viele Waren seien weiterhin giftbelastet, mahnte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Erst im Oktober habe die Stiftung Warentest zu hohe Mengen etwa von krebserregenden polyaromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) oder fortpflanzungsschädigenden Phthalat-Weichmacher nachgewiesen, erinnerte der BUND.

Die im Sommer in Kraft tretende Europäische Spielzeugrichtlinie schütze die Kinder nur unzureichend - die Grenzwerte seien schlicht zu hoch, lautet die Kritik. Der BUND forderte die Spielzeughersteller auf, über die mangelhaften Gesetze hinauszugehen und ausschließlich schadstofffreies Spielzeug herzustellen und zu vertreiben. Dieser Forderung schlossen sich auch die Grünen im Bundestag an.

dpa