Schnee-Chaos: Tausende sitzen am Frankfurter Flughafen fest

Schnee-Chaos: Tausende sitzen am Frankfurter Flughafen fest
Tumultartige Szenen am Frankfurter Flughafen: Der Schnee lähmt den größten deutschen Airport. Tausende Passagiere warten - oft vergeblich - auf ihre Flieger.
18.12.2010
Von Petra Knobel

Am Frankfurter Flughafen liegen die Nerven blank. Polizeibeamte vor der Gepäckabfertigung der Lufthansa, eine schier endlose Warteschlange im Terminal 1, die wenigen Ansprechpartner der Fluglinie sichtlich überfordert - so haben sich viele hundert Fluggäste ihren Start in die Winterferien am Samstag sicher nicht vorgestellt.

Auch David Michel nicht, der seit sechs Uhr am Samstagmorgen darauf wartet, seinen Flug nach London antreten zu können. "Mein eigentlicher Flug sollte um 7.30 Uhr gehen und wurde gestrichen. Dann wurde ich in eine Schlange geschickt, von der es nach zwei Stunden hieß, es sei die falsche", berichtet der junge Mann erstaunlich gelassen.

Gegen Mittag keimt bei Michel Hoffnung auf, um 13 Uhr über Hannover doch noch an sein Reiseziel zu gelangen. Und da er sich nur etwa 200 Meter von der Gepäckabfertigung entfernt in der Schlange befindet, stehen seine Chancen vergleichsweise günstig.

Wann geht's nach Florida?

Weit weniger entspannt zeigt sich Andrea Behi, die nach Florida will und bereits am Freitagmorgen am Bremer Flughafen ihr Reiseglück versucht hatte. "Nach fünf Stunden wurden wir umgebucht, dann wurde dieser Flug gestrichen, und wir bekamen Bahntickets", erzählt sie sichtlich aufgebracht. Da aber auch kein Zug fuhr, sei sie mit einem Mietwagen nach Frankfurt gekommen, wo sie seit Samstagmorgen um acht Uhr warte.

"Die Lufthansa ist eine Katastrophe. Die sagt nur, das sei eben so und man buche ja um. Es sind kaum Ansprechpartner da und viel zu wenige Schalter besetzt", schimpft Behi. Sie glaube nicht mehr daran, dass sie am Wochenende noch eine Maschine nach Florida bekommt.

"Wir versuchen, unseren Passagieren bestmöglich zu helfen. Es wird nicht nur eingecheckt, sondern auch umgebucht, deswegen dauert es länger", sagt eine Lufthansa-Sprecherin. Die Fluggesellschaft ruft Passagiere dazu auf, nur dann zum Flughafen anzureisen, wenn ihr Flug bestätigt wurde. Inlandsreisenden rät die Lufthansa, auf die Bahn umzusteigen.

172 Flüge gestrichen

In einer einzigen Schlange stehen die Lufthansa-Passagiere gemeinsam für die Gepäckabfertigung und die Umbuchung annullierter Flüge an. "Alle in einer Schlange, das ist eine miserable Organisation", meint Fluggast Daniel Elfering, der schon am Freitag über Paris nach Indien reisen wollte. Nach vier Stunden Warten wurde sein Flug gestrichen, am Samstag hat er sich wieder angestellt.

Was Elfering nicht ahnt: Hunderte Meter weiter vor ihm, direkt vor der Gepäckabfertigung, spielen sich tumultartige Szenen ab. Polizeikräfte müssen aufgebrachte Passagiere zur Ruhe bringen, die sich hitzige Debatten liefern: Eine zweite Schlange hat sich dort gebildet, weil Fluggäste ihre regulär startenden Maschinen erreichen und sich zur Gepäckaufgabe vordrängeln wollen. Das wollen diejenigen, die sich seit Stunden die Beine in den Bauch gestanden haben, nicht zulassen und tun das lautstark kund.

Bis zum Samstagmittag wurden am größten deutschen Flughafen 172 Flüge gestrichen, wie ein Flughafen-Sprecher mitteilt. Und es könnten durchaus noch mehr werden: "Der Flugplan ist komplett aus den Fugen geraten", hieß es vom Betreiber Fraport schon am frühen Morgen.

Auch London, Paris, Budapest lahmgelegt

In London fielen am Samstag binnen weniger Stunden bis zu 15 Zentimeter Schnee, danach ging an den großen Airports erstmal gar nichts mehr. Allein in Gatwick waren waren 47 Schneepflüge und Traktoren im Einsatz, um die Schneemassen wegzuräumen.

Auf dem Pariser Flughafen Charles de Gaulle sollten 15 Prozent der Flüge ausfallen. Der Budapester Flughafen Ferihegy wurde komplett geschlossen: Die Räummannschaften kamen nicht mehr gegen den Schnee an.

dpa