"Licht bringt Frieden": Aus Bethlehem in die Welt

"Licht bringt Frieden": Aus Bethlehem in die Welt
Pfadfinder aus 19 Ländern haben in Wien das Friedenslicht aus Bethlehem in Empfang genommen und tragen es nun in alle Welt. Beim Aussendegottesdienst nahmen die Delegationen das Licht vom 10-jährigen "Friedenslichtkind" Stefan Ivatovic in Empfang, der die Kerze in der Geburtsgrotte in Bethlehem entzündete.

"Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind. So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen."

Mit diesen Worten aus dem Matthäus-Evangelium (5, 14-16) eröffnete Weihbischof Stephan Turnovszky in Wien die Übergabe des Friedenslichtes aus Bethlehem. Delegationen aus 18 Nationen waren in die österreichische Hauptstadt gekommen, um das Licht in Empfang zu nehmen. Zum ersten Mal war auch eine Gruppe aus Südamerika da: die argentinischen Pfadfinder gehörten zu den ersten, die ihre mitgebrachte Lampe am Friedenslicht entzünden durften.

Für die mehreren hundert Besucher der Aussendungsfeier war es der Moment, für den sie stundenlange Reisen auf sich genommen hatten. Von Argentinien bis Ungarn waren sie in die Pfarrkirche Neuerdberg gekommen, um mit kleinen und großen Delegationen die Kette von Friedenslichtern in der Welt fortzusetzen. Auch wenn der ökumenische Gottesdienst mit katholischer, anglikanischer und armenisch-apostolischer Beteiligung (der evangelische Vertreter war erkrankt) ein bisschen holprig war: Erhebend war es dennoch, als das 10-jährige "Friedenslichtkind" Stefan Ivatovic mit der Flamme durch den Mittelgang zur großen Kerze schritt und das Licht entzündete.

Das Licht überschreitet Grenzen

Viereinhalb Stunden hin, viereinhalb Stunden zurück war Stefan durch die Nacht geflogen, um das Licht in der Geburtsgrotte zu entzünden und es nach Wien zu bringen. Es war das 25. Mal, dass der Österreichische Rundfunk ORF ein Kind nach Bethlehem schickte, um das Symbol für den Frieden nach Europa zu holen. Zu Anfang war das Friedenslicht nur ein Teil der großen österreichischen weihnachtlichen Hilfsaktion "Licht ins Dunkel", aber über die Jahre verselbstständigte sich die Aktion. Seit 1989 sind auch die Pfadfinderverbände stark engagiert, und das Friedenslicht fand seinen Weg hinter den ehemaligen Eisernen Vorhang.

[listbox:title=Die Beteiligten im Netz[Der ORF über das Friedenslicht##Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder (BdP)##Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG)##Pfadfinderinnenschaft St. Georg (PSG)##Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP)##Verband der Deutschen Altpfadfindergilden (VDAPG)]]

Für die einzelnen Delegationen ist die jährliche Aussendefeier auch eine Gelegenheit, selbst Grenzen zu überschreiten, von den Alpen bis zum Atlantik. Die deutschen Pfadfinder und Pfadfinderinnen vom Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder (BdP), der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG), der Pfadfinderinnenschaft St. Georg (PSG), des Verbandes Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP) und des Verbandes der Deutschen Altpfadfindergilden (VDAPG), nutzten die Gelegenheit wie jedes Jahr, sich mit ihren Mitpfadfindern aus aller Welt kurzzuschließen.

Denn zwischen der Aussendefeier und der Abreise am Samstagabend war noch genug Zeit, in der Mozartstube bei Schnitzel und Gitarre zu singen, zu reden, zu erinnern und gemeinsam aus der Hoffnung auf ein friedliches Wiedersehen im kommenden Jahr eine Selbstverständlichkeit zu machen. Natürlich immer mit den Laternen mit dem brennenden Friedenslicht unter der Bank.

Das eine Licht und das andere Licht

Die Fahrt nach Wien zeigte der deutschen Delegation aber auch noch etwas anderes. Wien – Österreichs Hauptstadt, k.u.k.-Prunksitz, Stadt der Opern und Paläste – präsentiert sich im Advent ganz weihnachtlich und hell. Über jeder Straße des Zentrums schwebt der Lichterglanz der kommerziellen Weihnacht, vom Stern bis zur Lichterkette, von Engelsflügeln bis zu LED-Eiszapfen. Aber es ist ein ganz anderes Licht, ein kaltes Licht, das die Gesichter der Menschen unter den Mützen und Kapuzen in austauschbare Schatten hüllt, während sie von Konsumtempel zu Konsumtempel hasten.

Wien ist schön, keine Frage. Aber die Fahrt nach Wien zeigte in aller Deutlichkeit, wie sehr sich doch das Licht des Friedens von der Illumination des Konsums unterscheidet – ein blendender, nicht endender Glanz gegen eine fragile Kerzenflamme, die viel Sorge braucht, um von Wien bis München und bis ganz über den Atlantik nicht zu erlöschen.

"Ihr seid das Licht der Welt"

Das Friedenslicht bringt Menschen zusammen und erinnert sie daran, dass sie eine Aufgabe haben: Frieden zu bringen, durch ganz viele kleine Schritte jedes Einzelnen. "Wir brauchen Licht zum Leben", sagte Weihbischof Turnovszky in der Feier, und "die Geburt Jesu ist ein solches Licht". Die Bilder, die die österreichischen Pfadfinder für den Gottesdienst vorbereitet hatten, zeigten viele der dunklen Seiten dieser Welt: Unfälle, Katastrophen, Kriege. Sie zeigten aber auch: Die Menschen können die Not und das Leid mindern, wenn sie sich daran erinnern, welche Botschaft mit dem Licht verbreitet wird: Frieden auf Erden.

Das Licht aus Bethlehem hat sich am dritten Advent durch Deutschland und Europa verbreitet und wird es weiter tun. Und wenn die Flamme in den Wohnungen und Häusern leuchtet und die Menschen am 24. Dezember Weihnachten feiern, dann erinnert es an die Worte und den Auftrag dahinter: "Ihr seid das Licht der Welt."