Doppelmord von Bodenfelde: "Der Schmerz ist unerträglich"

Doppelmord von Bodenfelde: "Der Schmerz ist unerträglich"
Nach der Festnahme eines dringend Tatverdächtigen im Doppelmordfall im niedersächsischen Bodenfelde wollen sich die Ermittler am Mittwoch zu dem Fall äußern. Ein Sexverbrechen schließen die Ermittler aus - genauso wie eine Verbindung zum Fall Mirco. Die Trauerfeier für die getöteten Jugendlichen war für die 700 Besucher ein bewegender Gottesdienst.
24.11.2010
Von Jan Fragel

Bedrückende Stille, Fassungslosigkeit und Tränen in den Augen: Bei einer Trauerfeier in der Christuskirche im niedersächsischen Bodenfelde gedachten am Dienstagabend rund 700 Menschen der 14-jährigen Nina und des 13-jährigen Tobias. Beide Jugendliche waren am Sonntag ermordet in einem Wäldchen am Rand des 3.400-Seelen-Ortes aufgefunden worden. Mittlerweile hat die Polizei einen Tatverdächtigen aus der Region festgenommen. Gegen ihn sollte noch am Abend Haftbefehl erlassen werden.

Auch viele Schulkameraden des Mädchen und des Jungen waren in die Kirche gekommen. Die Jugendband der Heinrich-Roth-Gesamtschule, die Nina und Tobias besuchten, brachte die Trauer der Schüler in dem Lied "Tears in Heaven" von Eric Clapton auf den Punkt. Das Lied beschreibt den Tod eines Kindes.

Pastoren und Schüler gestalten gemeinsam den Gottesdienst

Der evangelische Gemeindepastor Mark Trebing griff die Verzweifelung, die auch das Lied ausdrückt, in seiner Predigt auf. "Gott, der Schmerz ist unerträglich. Trage du uns." Für die Familie der Opfer und viele andere Menschen in Bodenfelde scheine die Zeit still zu stehen. "Warum? Warum Nina und Tobias? Auch ich habe keine Antwort."

Im Altarraum waren die Bilder der beiden getöteten Jugendlichen aufgestellt. Kerzen brannten. Daneben standen Plakatwände. Freunde und Bekannte hatten dort versucht, ihre Trauer in Worte zu fassen. "Ach Gott, wir denken an unsere liebe Nina. Sie war stark und mutig und doch oft ausgegrenzt." Für Tobias hat jemand aufgeschrieben: "Wir vermissen unseren lieben Tobias so sehr. Er war so ein guter Kumpel."

Der Gottesdienst wurde von mehreren Pastoren aus der Region gestaltet. Auch Schüler wirkten mit. Bereits am Montagvormittag hatte es eine Andacht in der Kirche gegeben, zu der fast alle der 500 Schüler der Gesamtschule gekommen waren. Die Kirche stand am Dienstag den Trauernden den ganzen Tag offen.

Pastor Trebing verabschiedete die Trauergemeinde mit den Worten: "Es ist gut zu wissen, dass wir nicht alleine sind mit der Wut, der Verzweifelung und der Trauer." Am Ende des Gottesdienstes verließen die Menschen schweigend die Kirche.

Kein Sexualverbrechen - keine Verbindung zum Fall Mirco

In der Nacht zu Dienstag hatte die Mordkommission in Bodenfelde einen 26-Jährigen festgenommen. Der Tatverdächtige stammt aus dem südniedersächsischen Landkreis Northeim an der Grenze zu Hessen. Er soll die 14-jährige Nina und den 13 Jahre alten Tobias getötet haben. Die Leichen der Jugendlichen, waren am Sonntag in einem Waldstück am Rand des Ortes gefunden worden und sollen übel zugerichtet gewesen sein. Wie die Ermittler dem Tatverdächtigen auf die Spur gekommen sind, wollten sie bislang nicht mitteilen. Ein Richter erließ am Dienstag Haftbefehl gegen den Mann.

Während der Vernehmungen bei der Polizei hatte der 26-Jährige nach Angaben der Staatsanwaltschaft zu den Vorwürfen geschwiegen. Die Ermittler hatten den Mann am Montagabend auf dem Bahnhof von Bodenfelde gefasst. Dort war Tobias am Samstagabend zum letzten Mal lebend gesehen worden, nachdem er einen Freund zum Zug gebracht hatte. Was der Verdächtige am Montagabend auf dem Bahnhof wollte, war zunächst offen.

Die Staatsanwaltschaft hat bisher aus "ermittlungstaktischen Gründen" keine Einzelheiten zum Tathergang und zu einem möglichen Motiv genannt. Allerdings sei nach der Untersuchung der Leichen im gerichtsmedizinischen Institut der Universität Göttingen auszuschließen, dass es sich um Sexualdelikte handele, sagte Sprecher der Göttinger Staatsanwaltschaft, Hans Hugo Heimgärtner. Auch eine Verbindung zum Verschwinden von Mirco aus Grefrath in Nordrhein-Westfalen gibt es laut Polizeisprecher Willy Theveßen wohl nicht.

epd/dpa