Stockmeier soll neuer Diakoniepräsident werden

Stockmeier soll neuer Diakoniepräsident werden
Der badische Diakonie-Chef Johannes Stockmeier soll neuer Präsident des Bundesverbands der Diakonie werden. Der 62-Jährige wurde am Montag in Hannover vom Diakonischen Rat für die Nachfolge von Klaus-Dieter Kottnik vorgeschlagen, der zum 1. Oktober von seinem Amt zurückgetreten war. Der Theologe Stockmeier ist seit 1998 Hauptgeschäftsführer des Diakonischen Werkes in Baden.

Das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) will den neuen Präsidenten am 9. Dezember bei einer Sondertagung der Diakonischen Konferenz wählen. Kottnik hatte für seinen überraschenden Rücktritt gesundheitliche Gründe angeführt. Wenige Wochen zuvor waren enge personelle Verflechtungen zwischen seinem Präsidialbüro und einer Stuttgarter Beratungsfirma bekanntgeworden, die für die Diakonie tätig war. Das Diakonische Werk hatte sich daraufhin von Kottniks persönlichem Referenten Walter Merz getrennt und der Beraterin Christiane Dithmar alle Aufträge entzogen.
 
Am Montag nahm der Diakonische Rat einen Prüfbericht der Kölner Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Solidaris entgegen. Demnach gibt es keine Hinweise auf Korruption oder persönliche Bereicherung bei Auftragsvergaben durch den Diakonie-Vorstand. Der württembergische Landesbischof Frank Otfried July, Vorsitzender des Diakonischen Rates, äußerte sich am Montag in Hannover erleichtert über das Ergebnis. Allerdings habe die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Solidaris auf organisatorische Probleme im Diakonie-Vorstand hingewiesen, aus denen nun Konsequenzen gezogen würden.

Im August war bekanntgeworden, dass der persönliche Referent des Ende September zurückgetretenen Diakonie-Präsidenten Klaus-Dieter Kottnik, Walter Merz, bis 2008 Partner bei der Stuttgarter Beratungsfirma Dithmar & Partner war, die auch für die Diakonie arbeitete. Als Konsequenz hatte sich die Diakonie von Merz getrennt, die Zusammenarbeit mit Dithmar & Partner beendet und die Prüfung eingeleitet. Für Kottniks Rücktritt wurden gesundheitliche Gründe angeführt.

Der evangelische Oberkirchenrat Stockmeier gilt als Verfechter einer sozialpolitisch engagierten Diakonie, die sich einmischt und für die Rechte von Armen eintritt. Erst vor kurzem hatte Stockmeier die baden-württembergische Landesregierung erneut dazu aufgefordert, einen Armutsbericht vorzulegen. Bei der jüngsten Sitzung der Bundesversammlung der Diakonie im Oktober in Karlsruhe kündigte der Verbandschef an, selbst entsprechende Daten zusammenzustellen. Dann werde sichtbar, welche Reformen notwendig sind, sagte Stockmeier.

Stockmeier ist Mitglied des Diakonischen Rates, dem Aufsichtsgremium der Bundesdiakonie. Schon 2006 bei der Wahl Kottniks zum Präsidenten des Diakonischen Werkes hatte sich Stockmeier erfolglos um das Leitungsamt beworben. Vor seiner Zeit als badischer Diakoniechef war Stockmeier zehn Jahre lang Dekan in Konstanz. Der gebürtige Kronacher (Oberfranken) studierte nach Abitur und Grundwehrdienst in Erlangen und Heidelberg Theologie. Nach seinem Pfarrvikariat in Tauberbischofsheim und Wertheim-Bestenheid wurde er dort 1979 Pfarrer. Von 1978 bis 1988 war er zudem Mitglied der Landessynode.

Das Diakonische Werk in Baden, das Stockmeier seit 12 Jahren leitet, vereinigt mehr als 800 diakonische Einrichtungen und Träger innerhalb der Evangelischen Landeskirche Baden. Es hat insgesamt 30.000 ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter.

epd