Castor-Transport: Sitzblockade in Harlingen aufgelöst?

Castor-Transport: Sitzblockade in Harlingen aufgelöst?
Die von Atomkraftgegnern besetzten Schienen bei Harlingen im niedersächsischen Wendland sind geräumt. Wann der Castor-Transport in Dannenberg ankommt ist noch unklar.

Die von Atomkraftgegnern besetzten Schienen bei Harlingen im niedersächsischen Wendland sind geräumt. Wann der in Dahlenburg abgestellte, mit Atommüll beladene Zug nach Dannenberg starten kann, ist nach Polizeiangaben aber noch unklar. Zunächst müssten die Schienen untersucht werden, sagte ein Polizeisprecher am Montagmorgen. In Dannenberg werden die elf Castorbehälter auf Tieflader umgeladen und dann über die Straße in das 20 Kilometer entfernte Zwischenlager nach Gorleben gebracht. Das Verladen der Behälter auf Tieflader und Strahlungsmessungen dürften rund 15 Stunden dauern. Der Zug war am Freitag in Frankreich gestartet.

Räumung "ohne Eile"

Die Räumung der Blockade bei Harlingen nahe Hitzacker verlief nach Polizeiangaben "etwas schleppend aber friedlich". "Manche gehen freiwillig, andere lassen sich auch wegtragen", sagte ein Polizeisprecher der dpa. Dies sei ein Ergebnis der Gespräche, die vorab mit den Atomkraft-Gegnern geführt worden seien. Schlagstöcke oder Pfefferspray seien nicht eingesetzt worden. Eine Demonstrantin, bei der Räumung Widerstand geleistet habe, sei verletzt worden.

Man wolle nun dafür sorgen, dass der Zug wieder ins Rollen kommt, möglicherweise noch in den Morgenstunden. "Wir haben aber keine Eile", sagte ein Polizeisprecher.

Die Polizei nahm Demonstranten während der Räumung der Blockade in Gewahrsam und brachte sie zu einer Sammelstelle, wo sie bis zur Weiterfahrt des Zuges festgehalten werden sollten. Wie viele Atomkraftgegner davon bertoffen waren, konnte die Polizei zunächst nicht sagen. Die Zahl halte sich aber in Grenzen, sagte ein Sprecher. Mehrere tausend Castor-Gegner waren bereits seit Sonntagvormittag bei Harlingen auf den Gleisen.

Einsatzbesprechung für weiteres Vorgehen

Wie der Vorsitzende der Deutschen Polizei-Gewerkschaft, Rainer Wendt, der dpa sagte, sollte in einer Einsatzbesprechung am Montagmorgen um 9 Uhr über das weiter Vorgehen beraten werden. Bis dahin stehe der Zug still. Der Transport mit den elf Atommüllbehältern war am Sonntagabend in Dahlenburg abgestellt und mit Stacheldraht eingezäunt worden.

Experten von Greenpeace nahmen in einem nur wenige Meter von dem abgestellten Zug entfernten Wohnhaus Strahlenmessungen vor. Die besorgten Bewohner hätten darum gebeten, teilte die Umweltschutzorganisation mit. Zunächst seien die Experten jedoch von der Polizei gehindert worden, zu dem Haus zu gelangen.

Für viele Beamte wurde der Einsatz im Wendland immer mehr zur Belastung. "Die Polizei ist absolut am Ende ihrer Kräfte", sagte Gewerkschaftschef Wendt. Viele Polizisten konnten wegen Traktor-Blockaden von protestierenden Bauern nicht ausgetauscht. Dutzende Beamte klagten auch über eine fehlende Essensversorgung, da die mobilen Küchen nicht durchkamen.

Ankunft in Dannenberg unklar

Angesichts der Lage forderte der Sprecher der Anti-Atom-Organisation "ausgestrahlt", Jochen Stay, Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) auf, ins Wendland zu kommen "und mit uns zu überlegen, welche Auswege es aus der buchstäblich festgefahrenen Situation gibt".

Wann der Zug, der am Freitag mit dem deutschen Atommüll aus der französischen Wiederaufbereitungsanlage La Hague gestartet war, nun Dannenberg erreichen wird, war zunächst völlig unklar. Die Verladung der Behälter auf Tieflader und Strahlungsmessungen dürften rund 15 Stunden dauern. Von Dannenberg geht es die letzten 20 Kilometer auf der Straße zum Zwischenlager Gorleben.

Die Castor-Demonstranten begründen ihren Protest auch mit der Laufzeitverlängerung für die 17 deutschen Atomkraftwerke. Dadurch fällt weiterer Atommüll an. Röttgen argumentierte aber mit Blick auf den Transport und darauf, dass sich der Protest auch gegen die geplante Weitererkundung des Salzstocks Gorleben als Atommüll-Endlager richtet, dass es derzeit um alten Atommüll gehe: "Wir haben Verpflichtungen aus vergangenem Tun."

dpa