Der Windreiter: Einmal durch die Kirche schweben

Der Windreiter: Einmal durch die Kirche schweben
Er ist ein Luftschiff, an dessen Unterseite eine Kamera hängt, die eine ungewohnte Sicht auf den Raum präsentiert, der "Windreiter".
05.11.2010
nrw.evangelisch.de / Petra Anna Siebert

Halbhoch fliegt der Zeppelin über leere Stuhlreihen, an silbernen Orgelpfeifen entlang und an den bunten Fensterbildern hoch. Dabei bietet er ungewohnte Perspektiven auf das Kircheninnere. Unten steht Andreas Burkart und dirigiert den Zeppelin mit einer Fernbedienung. Burkart ist einer von sieben Studierenden, die zum Windreiter-Team gehören und das Luftschiff konstruiert und gebaut haben.

In 29 Kirchen in Düsseldorf und Umgebung haben sie ihren Zeppelin aufsteigen lassen. Höhepunkt waren die Friedens- und die Johanneskirche. „Das sind große Kirchen. Da konnten wir die Fähigkeiten des Luftschiffes komplett ausreizen und die Betrachterinnen und Betrachter können völlig neue Eindrücke bekommen“, sagt Alexander Tischler vom Windreiter-Team.

Angefangen hat alles als Hobby. Biologiestudent Burkart wollte mit Hilfe eines Luftschiffes mit Kamera den Botanischen Garten von oben aus beobachten. Theologiestudent Tischler fand das interessant. Die Idee war schnell geboren, das in seiner Heimatkirche, der Düsseldorfer Immanuelkirche, auszuprobieren. Weitere Mitglieder kamen dazu. „Das Ganze ist einfach Teamwork. Jeder hat seine Fähigkeiten eingebracht. Und nur mit allen gemeinsam ist es so gut geworden“, betont Tischler.

Positives Feedback der Gemeinden

Nach dem Probelauf in der Immanuelkirche war klar, alle wollten weitermachen. „Ich habe zuerst die Pfarrer gefragt, die ich kannte“, berichtet Tischler. So drehten die Windreiter Videos in mehreren Kirchen. Die Gemeinden erhielten den Film und die Internetpräsenz mit Texten. „Alle haben ein positives Feedback gegeben. So ist das Projekt immer größer geworden.“

Zwar ist das Ganze als privates Studierendenprojekt entstanden. Nach den ersten zehn Kirchen mussten die Windreiter aber überlegen, wie sie weitermachen. Schließlich mussten Luftschiff, Kamera und auch das Helium, mit dem das Luftschiff fliegt, bezahlt werden. „Wir haben uns an den Kirchenkreis Düsseldorf gewandt, der den Rest des Projektes finanziert hat“, erklärt Tischler.

Faszinierende Bilder, die auch Kirchenferne ansprechen

Ulrike Paas von der Pressestelle des Kirchenkreises Düsseldorf sagt: "Die Aktion ist gut, weil damit Kirche mal aus einer anderen Perspektive erlebbar wird. Und die Ästhetik, Architektur und Kunst in der Kirche spricht sicher nicht nur gläubige Menschen an." Wenn das Luftschiff durch den Kirchraum schwebt, an den Kirchenfenstern entlang gleitet und den Altar von oben zeigt, entstehen "faszinierende Bilder von ästhetischer Qualität". Die Studenten, die diese Aktion ins Leben gerufen haben, "sorgen für neue Verbreitungswege, sprechen kirchenferne Menschen an".

Im Moment machen die Windreiter Pause, denn Zeppelin-Pilot Burkart fliegt wegen seiner Diplomarbeit nach Brasilien. „Jetzt ist das Luftschiff eingemottet,  Anfang Februar 2011 kommt der Pilot wieder und vielleicht fliegt es dann auch wieder. Vielleicht bauen wir aber auch wieder ein Neues“, erläutert Tischler. Lust dazu hätten die Windreiter auf jeden Fall. So oder so sind die Flüge in Videofilmen im Internet zu sehen - auch aus der Perspektive der Kamera, die da an einem Ding hängt, das aussieht wie ein riesiger silberfarbener Schmetterling.

www.windreiter.dewww.kirchenfluege.windreiter.de