Diakonie strebt schnelle Präsidentenwahl an

Diakonie strebt schnelle Präsidentenwahl an
Die Diakonie drückt bei der Wiederbesetzung des Präsidentenpostens aufs Tempo. Galt nach dem Rücktritt von Klaus-Dieter Kottnik zunächst eine Neuwahl zu Jahresbeginn 2011 als wahrscheinlich, wird die Personalentscheidung nach Worten des württembergischen Landesbischofs Frank Otfried July inzwischen noch für dieses Jahr angestrebt.

"Das hat eine eigene Dynamik bekommen", sagte July, Vorsitzender des Diakonischen Rates, am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Karlsruhe. Dort berät seit Dienstag die Diakonische Konferenz, das höchste Beschlussgremium des Bundesverbandes der Diakonie. Die turnusgemäß tagende Konferenz wird sich zunächst nicht mit möglichen Unregelmäßigkeiten bei Auftragsvergaben durch den Diakonie-Vorstand befassen. Der Diakonische Rat habe entschieden, für Ende des Jahres dazu eine Sonderkonferenz einzuberufen, sagte July.

Ob ein Nachfolger für den aus gesundheitlichen Gründen zurückgetretenen Präsidenten Kottnik schon bei dieser oder erst bei einer weiteren Sonderkonferenz Anfang 2011 gewählt wird, steht nach den Worten Julys noch nicht fest. Zur Kandidatensuche wird eine Findungskommission gebildet. Laut July wird die für die Jahrestagung in Karlsruhe geplante Entlastung des Vorstands bis zur nächsten Sondersitzung verschoben. Bis Ende Oktober soll das Gutachten einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft zur Vergabepraxis im Bundesverband der Diakonie vorliegen.

Verband hatte sich von Referent getrennt

Im August war bekannt geworden, dass der persönliche Referent des Diakonie-Präsidenten Kottnik, Walter Merz, fast ein Jahr lang eingetragener Geschäftspartner der Stuttgarter Unternehmensberatung Dr. Dithmar & Partner war. Die Beratungsfirma hatte in Kottniks Amtszeit seit Februar 2007 von der Diakonie Aufträge in sechsstelliger Höhe erhalten. Nach dieser Enthüllung hatte sich der Verband von Merz getrennt und der Beraterin Christiane Dithmar alle Aufträge entzogen. Kottnik selbst trat zum 1. Oktober aus gesundheitlichen Gründen zurück.

July dankte Kottnik für seinen Einsatz und sein großes Engagement für die Diakonie. Er habe sich sehr für den Fusionsprozess von Diakonie und Evangelischem Entwicklungsdienst (EED) eingesetzt, betonte der Bischof. Die Belastungen der vergangenen Wochen seien für Kottnik "schwer zu tragen" gewesen.

Die geplante Fusion des Diakonischen Werkes und des EED soll auch nach dem Führungswechsel wie geplant vonstattengehen. Wie Wolfgang Teske, Vizepräsident des Diakonischen Werkes, sagte, gibt es keine Veränderungen am bisherigen Zeitplan. Die beiden noch selbstständigen Werke sollen sich bis spätestens 2013 zu einem neuen "Evangelischen Zentrum für Entwicklung und Diakonie" zusammenschließen, das seinen Sitz in Berlin haben wird.

Vereinigung mit Entwicklungsdienst läuft

Ist alles unter Dach und Fach, dann geben die beiden evangelischen Hilfswerke ihre Standorte Stuttgart und Bonn auf. Betroffen von der Fusion und dem Umzug nach Berlin sind rund 640 Beschäftigte bei Diakonie und EED. Von ihnen kam zu Beginn des Fusionsprozesses deutliche Kritik an dem Zusammenschluss.

Die Diakonische Konferenz beriet am Mittwochabend in erster Lesung über einen Satzungsentwurf für die neue Organisation. Vorgesehen ist dem Entwurf zufolge die Gründung eines gemeinsamen Vereins mit den entsprechenden Gremien, der seine Arbeit in zwei weitgehend selbstständigen Werken verrichtet: "Brot für die Welt" und Diakonie Deutschland. Beide Werke treten demnach auch künftig eigenständig auf, haben eigene Repräsentanzen und eigene Logos. Auch sind nicht vermischbare Finanzierungsstrukturen vorgesehen.

Die Beratungen sollten am Donnerstag in der Diakonischen Konferenz fortgesetzt werden. Eine zweite Lesung der Satzung ist für das Frühjahr 2011 vorgesehen. Dazu soll eine Sonderkonferenz der Diakonie stattfinden, die dann einen konsensfähigen Entwurf zur Beschlussfassung vorlegt.

epd