Proteste bei Auszeichnung für Mohammed-Karikaturisten

Proteste bei Auszeichnung für Mohammed-Karikaturisten
Unter dem Protest anderer Preisträger ist der dänische Mohammed-Karikaturist Kurt Westergaard am Freitagabend mit dem Leipziger Medienpreis ausgezeichnet worden. Wenn jemand wie Westergaard wegen einer Zeichnung mit dem Tod bedroht werde, verlange das die Unterstützung aller Demokraten in der Welt, verteidigte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) in seiner Festrede die Ehrung. Beim ersten internationalen Medienkongress rief er die Medien jedoch zugleich zu mehr Zurückhaltung bei Themen der öffentlichen Sicherheit auf.

"Pressefreiheit braucht Verantwortung", sagte der CDU-Politiker. Dies gelte vor allem bei Meldungen über sicherheitsrelevante Themen. Der Bundesinnenminister forderte außerdem mehr "Taktgefühl und Anstand" von Journalisten.

Als "schwierig" bezeichnete de Maizière "Storys", die allein durch einen Geheimnisverrat entdeckt und veröffentlicht wurden. Hierbei stünden sich Pressefreiheit und die Interessen der Sicherheitsbehörden unvereinbar gegenüber. Dass Informanten dabei von den Berichterstattern geschützt würden, sei legitim, sagte der Minister. "Diejenigen, die den Geheimnisverrat begehen, muss man dafür aber nicht noch loben."

De Maizière forderte die Medien auf, sich stärker auf das "Berichten" zu konzentrieren. "Sie sollen Themen nicht erfinden, machen oder hochziehen." Im Bereich der Privatsphäre Prominenter "einschließlich Politiker", verlangte der Innenminister mehr "Taktgefühl und Anstand". Dies gelte auch für Berichte über Religion. "Ihr muss man behutsam begegnen und Gläubigen Achtung entgegen bringen", sagte der CDU-Politiker.

Proteste von Kritikern

Die Ehrung von Westergaard mit dem Leipziger Medienpreis wurde von Protesten überschattet. Bereits unmittelbar nach der Bekanntgabe der Auszeichnung hatte die iranische Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi am Vormittag in ihrer Eröffnungsrede zum Medienkongresses angekündigt, der Verleihung fernbleiben zu wollen. Ihr Landsmann, der 2007 mit dem Preis ausgezeichnete Journalist und Regimekritiker Akbar Ganji, reiste aus Protest ab. Der afghanische Journalist Sayed Yaqub Ibrahimi, der zusammen mit Westergaard und dem bulgarischen Reporter Assen Yordanov die diesjährige, mit insgesamt 30.000 Euro dotierte Ehrung erhielt, bekundete bei der Verleihung Kritik.

Westergaards 2005 erschienene Karikaturen wie auch die anschließenden gewaltsamen Proteste in der islamischen Welt seien eine "extreme Handlung", sagte Ibrahimi. Sie hätten zu Missverständnissen geführt, die den Kampf afghanischer Journalisten um Pressefreiheit erschwert hätten. Ibrahimi wurde für seine Berichte über Machtmissbrauch sowie Drogen- und Waffenhandel in Afghanistan geehrt. Yordanov hatte trotz Einschüchterungsversuchen einen Umweltskandal an der Schwarzmeerküste aufgedeckt.

Religiöse Gefühle verletzt?

Ebadi begründete ihre Kritik damit, dass die Karikaturen Westergaards religiöse Gefühle verletzt hätten. Zudem hätte sie erwartet, vorher über die geplante Ehrung in Kenntnis gesetzt zu werden. Der Präsident der auslobenden Leipziger Medienstiftung, Harald Langenfeld, verteidigte die sehr kurzfristige Information. Aufgrund der anhaltend hohen Gefährdung Westergaards sei dies in enger Abstimmung mit den Sicherheitsbehörden geschehen.

Westergaards vor fünf Jahren in einer dänischen Zeitung erschienenen Mohammed-Karikaturen zeigen den islamischen Propheten mit einer Bombe im Turban. Auch in Deutschland wurde damals kritisch über die Zeichnungen und deren Rolle als Beweis für Pressefreiheit gegenüber dem Islam diskutiert.

Der "Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien" wird seit 2001 von der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig an Journalisten, Verleger und Medieninstitutionen verliehen, die sich mit besonders viel Engagement und Mut für die Pressefreiheit einsetzen. Zum dem zweitägigen Medienkongress reisten Journalisten aus aller Welt an, darunter zahlreiche mit dem Leipziger Medienpreis ausgezeichnete Reporter. Der Kongress soll nach Angaben der Leipziger Medienstiftung als Veranstalter künftig jährlich stattfinden.

epd