Frohes Neues im September

Frohes Neues im September
Über diesen Neujahrsempfang mitten im September wundert sich keiner mehr, denn die Veranstaltung hat Tradition. Schon zum 12. Mal hatte das Schulreferat des Kirchenkreises Trier geladen, um das neue Schuljahr gebührend einzuläuten.
23.09.2010
rlp.evangelisch.de / Christoph Urban

Und so waren rund 500 Religionslehrerinnen und Religionslehrer sowie Vertreter aus Kirche und Politik in die Basilika gekommen. Superintendent Christoph Pistorius gab die Richtung für den Abend vor: Evangelische Kirche und Bildung, das geht gut zusammen. Der Leiter des Kirchenkreises erinnerte daran, dass die Reformation von Beginn an ein Bildungsereignis war. Pistorius dankte den Anwesenden, insbesondere den Schulleiterinnen und Schulleitern, dass sie sich für die Erteilung des Religionsunterrichts einsetzen. „Wir sind auf ihre Mitwirkung angewiesen“, sagte der Superintendent.

Den Hauptteil des Abends bestritt Dr. Heinz Klippert, Dozent im Erziehungswissenschaftliche Fort- und Weiterbildungsinstitut der evangelischen Kirchen in Rheinland-Pfalz (EFWI). Der Vortrag, für den Schulreferent Paul Krachen den Experten gewonnen hatte, beschäftigte sich mit dem Thema Heterogenität im Klassenzimmer – also dass Schülerinnen und Schüler unterschiedlich sind, unterschiedliche Lerntypen, verschiedene Talente haben oder auch eine Behinderung. Das wird für Lehrer zunehmend zum Problem, denn die Heterogenität nehme zu, wie der Wissenschaftler zu berichten wusste. Klippert plädierte angesichts dessen für eine angeleitete Förderkultur der Schüler untereinander statt einer Einzelkindförderung, die die Lehrer letztlich überfordere. Es mache keinen Sinn, sich neue Schüler zu wünschen, sagte er. „Die heutigen Schüler sind nicht schlechter, sondern sie sind anders.“ Das deutsche Schulsystem habe traditionell zu stark auf einem verbalen, abstrakten und kognitiven Lerntyp gesetzt, so Klippert. Der Experte stellte den anwesenden Lehrerinnen und Lehrern verschiedene Methoden und Unterrichtsweisen vor, wie Schülerinnen und Schüler sich untereinander helfen und fördern können. Entgegen einem weitläufigen Vorurteil profitierten davon auch die leistungsstarken Schülerinnen und Schüler. Denn wenn die ihr Wissen anderen weitergeben, festigen sie zugleich das eigene Wissen und lernen vor allem, es zu präsentieren, was in der Wissensgesellschaft zunehmend wichtiger werde. Lernen durch Lehren nennt Klippert diesen Ansatz.

Oberkirchenrat Klaus Eberl von der Evangelischen Kirche im Rheinland bezeichnete in seinem Grußwort den Zusammenhang von Armut und schlechten Bildungschancen als Skandal. „Schlechte Bildung wird leider immer noch vererbt“, sagte der Theologe, der auch stellvertretender Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. Eberl entwarf die Idee einer „menschenfreundlichen Schule“, in der die Schülerinnen und Schüler vor allem Vertrauen in ihre Kompetenzen lernten. „Wir glauben nicht, dass es der Weg der Zukunft ist, zu separieren“, so Eberl. Stattdessen sollte die Schulpolitik auf mehr gemeinsames Lernen setzen. Klaus Eberl: „Alle Kinder, die in einem Sozialraum leben, sollten auch zusammen lernen.“ Ein umfassender Bildungsbegriff leite sich nach christlichem Verständnis aus der Gott-Ebenbildlichkeit des Menschen ab. Die Kirche habe mit der Konfirmandenarbeit ein Modell anzubieten, bei dem nicht nach Schulformen getrennt werde.

Dr. Josef Peter Mertes, Präsident der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Rheinland-Pfalz wies in seinem Beitrag auf verschiedene Maßnahmen der Schulbehörde hin. Mit der Schul-Strukturreform sei man weitgehend durch, sagte er. Für den Bereich der Grundschulen versicherte Mertes: Man wolle an dem Grundsatz festhalten: „Kleine Füße – kurze Wege.“ Auch kleine Schulstandorte wolle man so lange wie möglich erhalten. Mertes empfahl, das Netz von Schwerpunktschulen, in denen Kinder mit und ohne Behinderung zusammen unterrichtet werden, weiter auszubauen.

Insgesamt war der Abend eine muntere Veranstaltung, in deren Anschluss die Themen der Vorträge noch bei leckeren Häppchen und einem guten Glas Moselwein vertieft werden konnten.