Wulff: Journalisten sollen Verantwortung zeigen

Wulff: Journalisten sollen Verantwortung zeigen
Medien sollen zuspitzen, nicht erstechen: Er wolle mehr Qualität im Journalismus, sagte Bundespräsident Wulff bei der Eröffnung der neuen dpa-Zentralredaktion in Berlin.

Bundespräsident Christian Wulff hat angesichts der Informationsflut eine stärkere Qualitätssicherung im Journalismus verlangt. "Wir brauchen Orientierung im immer dichteren Gestrüpp von Meldungen, Mutmaßungen und Meinungen", sagte er am Mittwoch bei der Eröffnung der neuen Zentralredaktion der Nachrichtenagentur dpa in Berlin. "Wir brauchen Journalisten, die Verantwortungsbewusstsein zeigen, denen wir vertrauen können, die verlässlich und glaubwürdig sind."

"Keine Verletzungen, Verspottung, Verachtung"

Der Bundespräsident warnte vor überdrehter Berichterstattung: "Wir brauchen Kontroversen, Konflikte, Kritik. Aber keine Verletzungen, Verspottung, Verachtung. Wir brauchen Medien, die zuspitzen. Aber nicht, um damit jemanden zu erstechen." Angesichts des rasanten Wandels in der Medienlandschaft betonte Wulff die besondere Rolle von Nachrichtenagenturen. "Prüfen, abwägen, auch mal etwas weglassen, weil sich die gute Story am Ende doch als lahme Ente erwiesen hat (...) nur so wird bezahlter Journalismus eine Zukunft haben."

Unter den 300 Gästen beim Empfang waren Vizekanzler Guido Westerwelle (FDP), Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), Kanzleramtsminister Ronald Pofalla (CDU), Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle, Gesundheitsminister Philipp Rösler, Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (alle FDP), Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) und Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU).

"Wasserwerk der Demokratie"

Im neuen Newsroom der dpa sind auf 3.800 Quadratmetern die früher auf die Standorte Hamburg, Frankfurt und Berlin verteilten Redaktionen für Text-Berichterstattung, Foto, Grafik, Audio, Online und Video erstmals vereint.

dpa-Chefredakteur Wolfgang Büchner sagte, Multimedialität sei kein Schlagwort, sondern täglich gelebte Wirklichkeit in der Nachrichtenproduktion. "Grenzen zwischen den klassischen Ressorts und den Mediengattungen gibt es hier nicht mehr", erklärte er. "Wir haben von Anfang an gesagt: Wir ziehen nicht nur nach Berlin um, wir ziehen auch im Kopf um." Die dpa öffne sich für ihre Kunden.

Büchner unterstrich, wie wichtig Unabhängigkeit und Qualität für die dpa blieben. "Wir sind stolz darauf, dass wir von der Gesamtheit der deutschen Medien getragen werden." Die dpa sieht er als eine Art "Wasserwerk der Demokratie". Das heiße, Kunden würden mit sauberem Wasser aus guten Quellen vorsorgt - bewusste Falschinformationen würden herausgefiltert.

"Historisches Ereignis"

Malte von Trotha, Vorsitzender der Geschäftsführung der dpa, betonte, die Zentralredaktionen seien zwar aus Frankfurt und Hamburg weggezogen, dpa habe diese Städte aber nicht verlassen. Unternehmenssitz bleibe Hamburg.

Der dpa-Aufsichtsratsvorsitzende Karlheinz Röthemeier sprach von einem historischen Ereignis in der mehr als 60-jährigen Geschichte der Agentur. Die Entwicklung der Redaktionsorganisation sei keinesfalls abgeschlossen. "Was jedoch unangetastet bleibt und die Arbeit unserer Agentur auszeichnet, ist ihre Solidität, ihre Verlässlichkeit und vor allem die uneingeschränkte publizistische Unabhängigkeit ihrer Berichterstattung - und nicht zu vergessen, die klare deutsche Sicht des Weltgeschehens."

Bundespräsident Wulff appellierte an die dpa-Gesellschafter, sie mögen weiter solidarisch mit ihrer Nachrichtenagentur bleiben. Den dpa-Mitarbeitern rief er zu, sie sollten sich weiterhin unverzichtbar machen.

dpa