ARD erwägt Zusammenlegung von Digitalkanälen

ARD erwägt Zusammenlegung von Digitalkanälen
Die ARD erwägt, die beiden Digitalkanäle EinsPlus und EinsFestival zu fusionieren. Man habe aktuell und auch zukünftig nicht die finanziellen Mittel, beide Kanäle dauerhaft so auszustatten, "wie sie ausgestattet gehören", sagte der ARD-Vorsitzende Peter Boudgoust nach der Sitzung der ARD-Intendanten in Bonn. Deswegen gebe es bei den federführenden Anstalten SWR und WDR Überlegungen, die knappen Mittel zusammenzulegen. In diesem Fall werde man auf einen der beiden Kanäle verzichten.

Der Senderverbund bekräftigte außerdem, dass beim Erwerb von Sport- und Spielfilmrechten gespart werden soll. Zum Programmschema der ARD ab Herbst 2011 fiel keine Entscheidung.

Bislang habe man EinsPlus und EinsFestival eine Sonderrolle zukommen lassen, die ihnen im digitalen Zeitalter nicht mehr gerecht werde, sagte Boudgoust. Die knappe finanzielle Ausstattung äußere sich vor allem in einer hohen Wiederholungsquote. Um das zu ändern, müsste die ARD deutlich mehr Geld investieren, was nicht vorhanden sei. Ein gemeinsamer Sender sei dann zwar immer noch nicht finanziell üppig ausgestattet, doch könne die Zahl der Wiederholungen auf ein Normalmaß reduziert werden. Um einen oder mehrere Kanäle einzustellen, braucht die ARD die Zustimmung der Bundesländer.

EinsPlus versteht sich als "digitales Service- und Wissensprogramm". Die Kosten des Kanals hat die ARD im Jahr 2008 bei etwa fünf Millionen Euro pro Jahr angesetzt. EinsFestival bietet "Klassiker und Debüts aus Film, Comedy und Musik" sowie Dokumentationen und Serien. Nach der Kalkulation für die laufende Gebührenperiode kostet dieses Programm etwa sieben Millionen Euro im Jahr. Daneben betreibt die ARD noch den Informationskanal EinsExtra, dessen Kosten bei sechs Millionen Euro angesetzt wurden.

Keine Entscheidung zum neuen Programmschema

Zum künftigen Programmschema der ARD fiel bei der Sitzung keine Entscheidung, weil WDR-Intendantin Monika Piel nicht teilnehmen konnte. Das neue Schema für den späten Abend werde jedoch "keine Revolution" darstellen, sagte Programmdirektor Volker Herres. Es handele sich um behutsame Veränderungen. Die ARD startet im Herbst 2011 eine Talksendung mit dem RTL-Moderator Günther Jauch auf dem bisherigen Sendeplatz von "Anne Will" am Sonntag. Will soll dafür einen alternativen Sendeplatz bekommen. Außerdem soll der Start der "Tagesthemen" vereinheitlicht werden.

Bei Sportrechten und bei der ARD-Filmeinkaufstochter Degeto würden bis 2012 insgesamt 20 Millionen Euro pro Jahr eingespart, sagte Herres. Dies bedeute, dass man in bestimmten Bereichen bestimmte Preise etwa für einzelne Fußballspiele nicht zahlen werde. Bei einer Größenordnung von zehn Millionen Euro, die die ARD bei Spielfilmrechten jährlich einsparen wolle, verzichte man insgesamt auf rund 60 Spielfilmtitel. Programmliche Einschnitte dieser Größenordnung würden in der gesamten ARD mit ihren Dritten Programmen zu spüren sein, sagte Herres.

Personalentscheidungen

Bei ihrer Sitzung trafen die ARD-Intendanten auch mehrere Personalentscheidungen. So wurde der Vertrag von Thomas Baumann als ARD-Chefredakteur und Koordinator für Politik, Gesellschaft und Kultur des Ersten von Juli 2011 an um weitere fünf Jahre verlängert. Ebenfalls verlängert wurde der Vertrag mit "Tagesschau"-Moderatorin Susanne Holst. Zum neuen Vorabend-Koordinator des Ersten wurde NDR-Fernsehdirektor Frank Beckmann berufen, der in dieser Funktion auf Gerhard Fuchs (BR) folgt.

epd