"Bunte" fordert Freiräume für Promi-Recherchen

"Bunte" fordert Freiräume für Promi-Recherchen
Die Chefredakteurin der "Bunten", Patricia Riekel, hat für Recherchen im Privatleben von Politikern umfangreiche Freiräume gefordert. "Es darf keine Vorzensur bei den Recherchen geben, wenn der Redaktion ein Gerücht bekannt wird", sagte Riekel bei einer Diskussionsveranstaltung des Deutschen Presserates in Berlin. Sie bedauerte, dass Anwälte in vielen Fällen bereits Vorrecherchen behinderten. "Stern"-Chefredakteur Andreas Petzold erneuerte indes seine Kritik an der "Bunten".

Die "Bunte" war Anfang des Jahres in die Kritik geraten, weil sie 2008 eine Berliner Agentur damit beauftragt hatte, das Leben von Spitzenpolitikern wie Franz Müntefering und Günter Verheugen (beide SPD) sowie Oskar Lafontaine (Linke) und Horst Seehofer (CSU) auszuforschen. Der Agentur wurde vorgeworfen, ihre Mitarbeiter hätten zumindest darüber nachgedacht, feste Kameras auf Wohnungen zu richten und Briefkästen so zu manipulieren, dass erkennbar wird, wann jemand zu Hause ist.

Riekel bestritt erneut, von diesen Plänen gewusst zu haben. Grundsätzlich betonte sie aber, dass Vorrecherchen möglich sein müssten: "Wenn Politiker fünf Mal heiraten, ist das von öffentlichem Interesse, weil das veränderte Akzeptanten über Partnerschaften deutlich macht", sagte sie. Das gelte auch, wenn ein Politiker "seine Ämter niederlegt, um seine kranke Frau zu pflegen, oder wenn er eine Beziehung mit seiner Bürokraft eingeht". Die Chefredakteurin kündigte eine Vereinbarung mit ihren freien Mitarbeitern und den beauftragten Agenturen an, in denen diese sich verpflichten sollen, sauber zu recherchieren.

Verantwortung übernehmen

"Stern"-Chefredakteur Petzold sagte: "Ich muss immer wissen, was meine freien Mitarbeiter machen. Und ich muss dafür als Chefredakteur die volle Verantwortung übernehmen." Der "Stern" hatte den Fall im Frühjahr an die Öffentlichkeit gebracht. Die "Bunte" verklagte das Nachrichtenmagazin daraufhin auf Unterlassung. Sie will es dem "Stern" verbieten, den Eindruck zu erwecken, dass die Redaktion von den Observations-Praktiken der Agentur gewusst habe.

Der freie Fotograf Jürgen Christ, der nach eigenen Angaben unter anderem für "Spiegel" und "Stern" arbeitet, verteidigte viele Methoden. "Ich schließe an meine Kamera schon mal einen Bewegungsmelder an, der ein Bild auslöst, wenn jemand aus der Tür kommt", berichtete der Bildjournalist. "Selbstverständlich" habe er zudem benachbarte Wohnungen zu seinen Zielobjekten angemietet und Taxifahrer als Lockvögel beauftragt. "Das ist doch nicht unlauter, so lange ich die Menschen nicht in ihren Wohnungen knipse, sondern vor ihrer Tür." Er achte aber "peinlichst genau darauf, keine Straftat oder Ordnungswidrigkeit zu begehen".

Probleme mit Rechercheuren

Nicolaus Fest von der Chefredaktion der "Bild"-Zeitung räumte ein, auch seine Redaktion habe immer wieder Probleme mit Rechercheuren. "Gegen nichts wird so oft verstoßen wie das Selbstverständliche", sagte Fest. In den Redaktionen herrsche viel Druck und viel Ehrgeiz. "Ob da immer zu 100 Prozent die Grenzen eingehalten werden, dafür würde ich nicht durchs Feuer gehen", sagte Fest.

epd