Die „blaue Welle“ nimmt den Schnuller aus dem Mund

Die „blaue Welle“ nimmt den Schnuller aus dem Mund
Von klein auf spielerisch für das Leben lernen sowie den Glauben kennen lernen – das vermittelt eine KiTa in Bergneustadt durch das Einstudieren und die Aufführung eines Musicals.
11.08.2010
nrw.evangelisch.de / Karin Vorländer

In wenigen Minuten ist es so weit: Vorhang auf und Bühne frei für 65 kleine Künstlerinnen und Künstler aus der evangelischen Kindertagesstätte „Kreuz und Quer“ in Bergneustadt. In den zurück liegenden drei Monaten haben sie gemeinsam mit ihren Erzieherinnen ebenso begeistert wie unermüdlich für „ihr“ Musical zur Schöpfungsgeschichte geprobt. „Der Anfang ist gemacht, so hat Gott gedacht", heißt das Stück, das die Erzieherinnen der KiTa selbst zusammengestellt haben.

Jetzt stehen die Kinder phantasievoll kostümiert als Stern, Wolke oder Wasserwoge, als Baum, Pflanze oder Tier im Jugendraum des Bergneustädter Kulturzentrums und warten auf ihren großen Auftritt. Der Lärmpegel zeigt: Das Lampenfieber ist bei allen riesig.

Keine leichte Aufgabe für  Leiterin Svenja Höller, vorher noch einmal für Ruhe und Konzentration zu sorgen. „Psssst!!!!!!!“, mahnt sie und erläutert: „Wir wollen jetzt gleich langsam auf die Bühne gehen und uns hinstellen. Wir müssen aber ganz leise sein. Es sitzen schon Leute im Publikum. Es dauert aber noch bis es anfängt. Beim Musical probiert ihr stehen zu bleiben.“

Der "Kaktus" richtet die Stacheln auf

Der kleine Bär rutscht vom Schoß einer Erzieherin. Die blaue Welle nimmt für die nächste Stunde den Schnuller aus dem Mund. Adam und Eva prüfen zum letzten Mal den Sitz ihrer Feigenblätter. Der Kaktus richtet seine Stacheln auf. „Und was machen wir nicht?“, fragt Svenja Höller. Die Antwort kommt im Chor: „Finger in den Mund und Nasebohren.“

Alles klar. Die Kinder machen sich geordnet  auf den Weg zur Bühne, hinter den schwarzen Vorhang. Wer nicht sicher weiß wohin, wird von den Erzieherinnen sanft an den richtigen Platz dirigiert. Sogar die beiden jüngsten, gerade mal ein Jahr alt, sind in ihren Kinderstühlen mit offensichtlichem Interesse auf der Bühne dabei. Denn die Bergneustädter Kindertageseinrichtung „Kreuz und Quer“ ist eine U3-Einrichtung, die Kinder ab vier Monaten aufnimmt.

Spannung und Temperatur steigen

Mehr als 400 Besucherinnen und Besucher, meist Eltern, Freunde und Verwandte, füllen den großen Saal, in dem Spannung und Temperatur gleichermaßen steigen. Der Bergneustadter Förderkreis „Kinder, Kunst und Kultur“, zu dem die Evangelische Kirchengemeinde gute Kontakte unterhält, hatte ihn kostenlos zur Verfügung gestellt. So ist die Aufführung im großen Rahmen erst möglich geworden.

Begeistert bestaunen und beklatschen die Zuschauerinnen und Zuschauer, wie ihre Kinder vor der wunderschön gestalteten Kulisse die biblische Schöpfungsgeschichte zum Klingen bringen. Im Vorfeld haben viele Eltern tatkräftig mitgeholfen. Denn sie haben die Kostüme gebastelt und genäht. „Ohne die Eltern geht es nicht“, ist sich das Team um Leiterin Svenja Höller einig.

Untermalung vom Keyboard

Untermalende Klänge kommen vom Keyboard, an dem Kirchenmusikdirektor Hans Wülfing sitzt, der auch die meisten Chorstücke begleitet. Er kennt die Kinder von der vierzehntägigen musikalischen Früherziehung, die er als Kirchenmusiker gerne anbietet.

„Meinem Gott gehört die Welt“, „Weißt du wie viel Sternlein stehen“ und „Der Mond ist aufgegangen“ ist den Kindern nach den Proben jetzt genauso vertraut wie der poppige Hella-Heizmann-Hit: „Einfach elefantastisch“, den eine kleine Solistin ins Publikum schmettert.

Förderung von Kopf und Herz

Gelernt ist eben gelernt. Die Kindertagesstätte „Kreuz und Quer“ bringt bereits mindestens zum fünften Mal ein Musical auf die Bühne. Leiterin Svenja Höller und das Team sehen in dem auf ihrem Studientag beschlossenen Projekt die Chance einer ganzheitlichen frühen Förderung von „Kopf und Herz, Auge, Hand und Fuß“.

Im Rhythmus singen und klatschen, Texte auswendig lernen, die Geschichte verstehen, die die Bibel von Gott und Menschen, von Himmel und Erde erzählt, den Einsatz nicht verpassen und aufeinander achten, still stehen und sitzen, gemeinsam etwas gestalten und selbstbewusst mit Mikro vor dem Publikum stehen – hier wird spielerisch fürs Leben gelernt.

Tolle Botschaft

Leiterin Svenja Höller und ihr Team erleben, dass so ein Musical auch wichtige religionspädagogische Impulse setzt. Die sind ihnen wichtig, denn sie arbeiten mit Überzeugung in einer evangelischen Einrichtung. Einmal im Monat gibt es hier für alle Kinder einen Gottesdienst und regelmäßig religionspädagogische Angebote. Im Rahmen der Proben lernen die Kinder wichtige Inhalte der christlichen Tradition kennen.

Über deren Auffrischung freuen sich sogar viele Eltern. „Das Stück hat eine tolle Botschaft. Wir haben etwas mitgenommen“, äußern etliche Mütter und Väter, die ihre kleinen Stars nach der einstündigen Vorstellung hinter der Bühne stolz, glücklich und müde in Empfang nehmen.