TV-Tipp des Tages: "Die Braut von der Tankstelle" (Sat. 1)

TV-Tipp des Tages: "Die Braut von der Tankstelle" (Sat. 1)
Ausgerechnet an seinem Geburtstag sieht Felix einen Videofilm, in dem seine Frau und sein bester Freund und Partner Matz neckische Spielchen treiben. Er springt in seinen Porsche und rast aufs Land.
27.07.2010
Von Tilmann P. Gangloff

"Die Braut von der Tankstelle", 27. Juli, 20.15 Uhr auf Sat.1

Weil Felix (René Steinke), erfolgreicher Geschäftsmann, ausgerechnet an seinem Geburtstag eines Videofilms ansichtig wird, in dem seine Gattin Sabine (Nicole Marischka) und sein bester Freund und Partner Matz (Martin Klempnow) neckische Spielchen treiben, springt er in seinen Porsche Carrera, rast aufs Land und dort fast in einen Angler (Peter Fitz). Der, nicht faul, erkennt die günstige Gelegenheit, tauscht seine marode Tankstelle gegen den flotten Flitzer und macht sich aus dem Staub. Auch wenn abseits der Autobahn nicht viel los ist: Felix kommt die Tempodrosselung ganz gelegen. Dummerweise erwartet die seltenen Autofahrer auf der anderen Straßenseite ein nicht minder heruntergekommenes Etablissement für die Sprit-Zufuhr; und Titelfigur Weda (Floriane Daniel) lässt es sich nicht nehmen, Felix den Krieg bis zum letzten Tropfen zu erklären.

Natürlich weiß jeder, wie das ausgehen wird: Die beiden werden Gefallen aneinander finden, doch just dann, wenn das Kriegsbeil fast begraben scheint, taucht wie aus dem Nichts Sabine auf; oder ein Jahrzehnte alter Brief, der eine verblüffende Wahrheit offenbart und das Konkurrenzverhältnis auf den Kopf stellt. Josh Broecker (Buch und Regie), der sich immerhin mehrfach auf Charles Dickens beruft („Auch ein großes Tor braucht nur einen kleinen Schlüssel“), entschied sich für beides, was sicher klug war, an der Vorhersehbarkeit der Geschichte dennoch nichts ändert. Aber die Darsteller haben Spaß, Steinke lässt seine blauen Augen blitzen, und die Musik sorgt mit ihren typischen Western-Klängen für eine hübsche ironische Distanz.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und verschiedene Tageszeitungen mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).