Nordirland: Alljährliche Gewalt zwischen Konfessionen

Nordirland: Alljährliche Gewalt zwischen Konfessionen
Vermummte Teenager schlagen auf Autos ein, die Polizei kann ihnen nur mit Mühe Herr werden: Die Bilder von den Straßenkämpfen in Nordirland lösen neue Diskussionen um den Stand des Friedensprozesses aus.

Bei Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Mitgliedern radikaler katholischer Gruppen in Nordirland sind in der Nacht zum Dienstag zahlreiche Menschen verletzt worden. In Belfast wurde eine Polizistin von einem Zementblock am Kopf getroffen. Dort kam es zu Ausschreitungen, als Polizisten eine Sitzblockade auflösen wollten. Die antibritischen Radikalen - unter ihnen viele Jugendliche - wollten einen Gedenkmarsch der Protestanten verhindern. Die Polizei versuchte, die beiden verfeindeten Gruppen auseinanderzuhalten.

Gewalttätige Ausschreitungen am 12. Juli sind in Nordirland nichts Neues. In jedem Jahr finden sich an diesem Tag Protestanten, die weiterhin zu Großbritannien gehören wollen, zu Gedenkfeiern und Märschen zusammen. Dabei erinnern sie an die Schlacht am Boyne von 1690, in der der protestantische britische König Wilhelm von Oranien ein katholisches Heer zurückschlug. Im Gedenken daran entstanden die nordirischen Oranierorden. Radikale katholische Gruppierungen, die für eine Unabhängigkeit Nordirlands von Großbritannien kämpfen und zur Republik Irland gehören möchten, stören die Märsche und Feiern regelmäßig.

Achtjährige Kinder dabei

Der nordirische Polizeichef Matt Baggott wies am Dienstag darauf hin, dass unter den gewalttätigen Republikanern diesmal vor allem Jugendliche, aber auch Kinder von gerade mal acht Jahren gewesen seien. Die Kämpfe seien ein gefährlicher Cocktail aus «Freizeit- Randale mit einem bösen Unterton» gewesen.

Baggott forderte eine neue, breit angelegte gesellschaftliche Debatte um die Märsche. Außerdem kündigte er eine intensive Untersuchung der Vorfälle an. Genaue Zahlen gebe es zwar noch nicht, die Kosten für den Einsatz gingen aber in die Millionen.

Ausschreitungen schon seit Samstag

Die Liste der Schäden ist lang: In der Grafschaft Londonderry zündeten Jugendliche ein Polizeiauto an. Über das ganze Land verteilt musste die Polizei immer wieder zu Einsätzen ausrücken. Demonstranten warfen Steine, Flaschen und Benzinbomben. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Schlagstöcke ein. Bereits am Sonntag waren bei Ausschreitungen in Belfast drei britische Polizisten durch Schrotkugeln verletzt worden.

dpa