Tanzen im Sommer: Alles Salsa!

Tanzen im Sommer: Alles Salsa!
Salsa boomt in ganz Europa. Der Tanz ist nicht nur Sport, viele Menschen erleben ihn als Glücksbringer und flüchten vom Alltag aufs Tanzparkett. Demnächst stehen mehrere Festivals an.
07.07.2010
Von Sarah Salin

Anna Nikus war mal wieder Salsa tanzen. Es ist das liebste Hobby der Mittdreißigerin. Ziemlich aufgekratzt verlässt sie die Berliner Party: Strahlt, lacht und albert herum. Vermutlich sind dafür besonders die vielen, schnellen Drehungen verantwortlich. Salsa ist schließlich ein sportlicher Paartanz und körperliche Anstrengung setzt bekanntlich Glückshormone frei.

Viele andere Salsa-Tänzer empfinden ähnlich, belegt eine Studie der Deutschen Sporthochschule Köln. Die Sportsoziologin Silke Vagt-Keßler fand heraus: Das intensive Erleben der Tanzsituation ist für die meisten Salseros und Salseras das wichtigste "Dazu gehört der Spaß, die gute Laune durch die fröhliche Musik und die Harmonie mit dem Tanzpartner."

Intensive Flow-Erlebnisse

Vor allem fortgeschrittenen Tänzer würden intensive Flow-Erlebnisse erfahren, bei denen sie alles um sich herum vergessen und sich "schwebend" fühlen, so die Wissenschaftlerin. Bei den Tänzerinnen korrespondierten die Glücksgefühle oft mit dem Erleben der eigenen Weiblichkeit. Andere Tänzer würden auf den Partys aber auch einfach die Atmosphäre genießen und entspannen.

Eine Studie der Uni Hamburg zeigt, dass viele Salsa-Tänzer auch Partys besuchen, um den Alltag hinter sich zu lassen. Sie suchen auf dem Parkett nach Erfahrungen, die sich von ihrem normalen Leben unterscheiden. Und finden diese auch: Sowohl in Begegnungen mit Tanzpartnern als auch in sich selbst, sagten die Befragten.

Salsa boomt seit Jahren

Der Tanz boomt schon seit Jahren: Bundesweit haben sich in vielen Städten jährliche Salsa- Festivals mit Tanzlehrern und Performern aus der ganzen Welt etabliert. Salsa-Lehrer Max Gedecke stellte im vergangenen April bereits zum zweiten Mal Münsters internationales Salsa-Festival auf die Beine. Die Begeisterung für den Tanz verbinde stark miteinander, erklärt Gedecke seine Motivation. "Und wenn die Gäste zufrieden und mit einem breiten Grinsen nach Hause gehen - das ist einfach großartig."

Mittlerweile wird Salsa auf der ganzen Welt getanzt, dabei sind seine modernen Stilrichtungen wie der L.A.-Style oder der New-York-Style noch vergleichsweise jung. Die afro-karibischem Wurzeln des Tanzes liegen zwar im traditionellen Volkstanz, doch wie der Name schon sagt, entstand zum Beispiel der New-York-Style eben im Big Apple erst in den 1970er-Jahren. Verschiedenen Emigranten mischten in den Barrios die "Soße" zusammen, was Salsa im Spanischen bedeutet.

So sind wie die Zutaten in einer Soße auch die verschiedenen, kulturellen Tanzelemente miteinander verquirlt: Die Salsa-Mixtur vereint so zum Beispiel Bewegungen der afrikanischen Rumba mit Figuren aus dem europäischen Turniertanz. Passend zu dieser Vielfalt gibt es in der Salsaphilosophie auch keine Alters-, Rassen- oder Klassengrenzen unter den Tänzern. Üblicherweise bewegen sich auf dem Parkett in Deutschland laut Vagt-Keßlers Studie aber nicht die ganz jungen und auch nicht die älteren Leute. Der Altersdurchschnitt der von ihr befragten Tänzer lag bei 35,8 Jahren.

Wie ein Virus

Seit Mitte der 80er breitete sich Salsa in all seinen verschiedenen Tanzstilen rasant in Europa aus. "Wie ein Virus," sagt Anna Nikus und lacht. Sie ist seit mehr als zehn Jahren glücklich infiziert: "Salsa ist Lebensfreude pur und für mich sogar ein Lebensgefühl." Beim Salsa vergesse sie den ganzen Stress bei der Arbeit. Es gab Monate, da tanzte sie sogar sieben Tage die Woche bis spät in die Nacht, obwohl wichtige Uni-Prüfungen vor der Tür standen. "Doch gerade wegen des Salsa-Tanzens habe ich das geschafft. Durch die Partys hatte ich einen Ausgleich zum Lernen am Schreibtisch," meint die Salsera selbst dazu.

Mittlerweile ist der Tanz in Deutschland so weit verbreitet, dass sich in allen größeren Städten extra auf Salsa spezialisierte Schulen finden. Fast in jeder mittelgroßen Stadt gibt es wöchentliche Partys und es mehren sich auch die Orte mit großen Kongressen. Diese sind auch für Tanzanfänger gute Gelegenheiten Workshops bei renommierten Lehrern zu besuchen und auf den Gala-Partys den von weit her angereisten Tänzer zuzuschauen, um sich von ihrer Begeisterung anstecken zu lassen.

In Deutschland stehen demnächst verschiedene größere Salsa-Festivals an:

Salsa Festival Hamburg, 16-18 Juli

Salsa Festival Chemnitz, 13-15 August

Salsa-Mambo Weekend Wuppertal, 20-22 August

Festival de la Salsa Gala Stuttgart, 10-12 September

Berlin Salsa Congress, 1-3 Oktober

Salsa Festival Düsseldorf, 15-17 Oktober


Sarah Salin ist freie Journalistin und lebt in Dortmund.