Trinitatis: Wie war das nochmal mit dem "Drei-in-eins"?

Trinitatis: Wie war das nochmal mit dem "Drei-in-eins"?
Aus dem Kindermund kommen bekanntlich die schwierigsten Fragen im schlichtesten Gewand. Eine von ihnen könnte lauten: "Ist Gott einsam?" Gar nicht so einfach. Schließlich gibt es keinen, der ihm ebenbürtig ist, keinen "Spielgefährten", um die Kinderperspektive zu wahren. Auf der anderen Seite klingt Einsamkeit nach einem Mangel, der Gott einfach nicht zukommt. Denn Gott ist nicht mangelhaft.
27.05.2010
Von Ingo Schütz

Wenn an diesem Sonntag in den christlichen Gemeinden das Trinitatisfest begangen wird, dann beschäftigt sich der Tag im Grunde mit genau dieser Frage. Denn er erinnert an die uralte Lehre davon, dass Gott nicht allein ist, auch wenn er streng genommen kein Gegenüber, keinen Spielgefährten hat.

Spielt Gott Skat mit sich selbst?

Stattdessen ist Gott in sich selbst gesellig. Ja, er ist drei-in-eins: "Dreieinigkeit" nennt man das auf Deutsch, "Trinitas" auf Latein, und "Trinitatis" ist der Name des Sonntags, der dem Nachdenken über diese Dreieinigkeit gewidmet ist. Gott ist in sich selbst gesellig, weil er zugleich Vater, Sohn und Heiliger Geist ist.

Gar nicht so leicht, sich das vorzustellen: Sitzen da nun drei Kumpel im Himmel und spielen miteinander Skat? Dann hätten die Christen ja drei Götter! Genau das ist einer der Vorwürfe, der von muslimischer Seite immer wieder gemacht wird. Aber auch Christen sind Monotheisten, haben nur einen Gott, genau wie im Islam und im Judentum.

Trotzdem gibt es zwei bestechende Gedanken, die die Lehre von der Dreieinigkeit plausibel machen können. Gott ist zwar nur einer, aber er begegnet uns Menschen auf ganz verschiedene Art und Weise. Zum einen wird er als der Schöpfer des Universums geglaubt, auch des Menschen, ihr Vater sozusagen.

Auch Wasser ist drei-einig

Daneben hat er sich aber auch mit menschlichem Antlitz offenbart, ist den Menschen auf Augenhöhe entgegen gekommen in der Gestalt Jesu Christi. Schon die zweite Form, in der der eine Gott ihnen begegnet. Und nachdem Jesus tot war? Da war Gott bei den Menschen ist Gestalt des Heiligen Geistes, des "Trösters", wie Jesus ihn schon vor seinem Tod verheißen hat.

Drei Gestalten für eine Sache, das ist gar nicht so ungewöhnlich, wie es zunächst klingt. Schließlich ist es beim Wasser das gleiche: gefrorenes Eis sieht anders aus und fühlt sich anders an als das, was in den Bächen fließt; und das unterscheidet sich wiederum vom heißen Wasserdampf, den man nicht mal anfassen kann. Drei verschiedene Aggregatzustände, aber immer das gleiche Element. Alle drei sind Wasser, wenn auch in verschiedener Gestalt. Und nicht anders ist es mit der Dreieinigkeit Gottes.

Sehnsucht nach dem Menschen

Aber noch ein anderer Gedanke macht die Lehre von der Dreieinigkeit stark. Sie drückt aus: Gott ist kein distanziertes Gegenüber, das mal eben eine Welt geschaffen und sie später auch besucht hat, sich aber im Grunde nicht für andere interessiert (warum sollte er auch – schließlich ist es Gott!). Im Gegenteil: Es gehört zum Wesen Gottes, Gemeinschaft haben zu wollen, ja: Gemeinschaft in sich schon zu sein. Darin wird etwas von der Sehnsucht Gottes auch nach Gemeinschaft mit den Menschen sichtbar, die den christlichen Glauben bestimmt. Und vielleicht auch eine Ahnung davon, warum die von ihm geschaffenen Menschen nicht einsam bleiben wollen, sondern Gemeinschaft mit anderen suchen, "Gemeinden" bilden. Gott ist in sich selbst ebenfalls – nicht einsam.

Informationen über alle kirchlichen Feste im Jahreskreis gibt es im "liturgischen Kalender" der bayrischen Landeskirche.


Ingo Schütz ist angehender Pfarrer der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN).