Häbby Drinnidaddis

Häbby Drinnidaddis

Haid is Drinnidaddis.

Äh ja. Franken halt. Mittelfranken genauer gesagt. Das sind die, die d und t nicht underscheiten können, es aber immer wieder versuchen, leiter mit mäßigem Erfolg. Wie sagte unser ehemaliger Pfarrer so schön betont in seinen Predigten? „Grisdus isd vom Tote auferstanten.“

G und K ist aber auch schwierig, ebenso B und P. Und dann gibt es noch diesen ganz besonderen Laut, den wir produzieren, wo andere ein „L“ erwarten. Das so genannte „prälabiale Waffel-L“. In diesem Artikel verwende ich dafür jetzt der Einfachheit halber mal das Zeichen ł und hoffe, dass es in den diversen Browsern als durchgestrichenes l dargestellt wird. Also gut, so geht's: Einfach mal Unterkiefer nach vorne, dann die Zunge ganz weit rausstrecken und an die Oberlippe legen. So, und nun sprechen Sie mir nach: Fiłłałłeider (Filialleiter). OK, das war schon mal ganz gut. Jetzt fehlt noch das offene a. Eher ein o, aber irgendwie auch eher so ein Laut dazwischen. Also nochmal: Fiłłiååłłeider. Ja. Wird schon! Man könnde fasd meinen, Sie seien ein geporener Middelfrange. Viełłeichd sołłden wir måł einen Gondesd machen. Deutschland suchd den Subber-Middelfrangen.

Wie auch immer: Für diese Middelfrangen beginnt jetzt in den gottesdienstlichen Lesungen wieder die Zeit des sprachlichen Grauens. Eine Zeit im Kirchenjahr, die noch dazu erbarmungslos lange dauert. Ebiphånias, das ging ja noch. Und Osdern ist auch ganz schnell rum. Aber was haben wir heute? Genau. Drinidådis. Oder auch Drinidaddis, für die, die's gern schneller über die Bühne kriegen wollen, dieses doch sehr schwierige Wort. Trinitatis. Dummerweise pleipt es ja nicht bei diesem einen Sonntag. Da folgen ganz viele. Als hätten die Erfinder des Kirchenjahres es extra darauf angelegt, die armen Middelfrangen zu quälen. Das hört einfach nicht mehr auf. Ganze 24 Sonntage nach Drinnidaddis gibt es, wenn auch einige davon nicht jedes Jahr. Kommt immer darauf an, wie früh bzw. spät Ostern liegt. Und wenn das alles erst mal üperstanten ist, dann folgt – genau. Der Triddledzde Sunndoch im Kirchenjåhr. Oh Mann.

Gottesdienst-Lektoren in Franken haben's schwer. Dann kommt es zu so wunderschönen Zitaten wie diesem: „Die Lesung aus dem Alden Desdamend für den zwanzigsden Sonndooch nåch Drinnidaddis schdehd beim Brofeden Hesekiel im zwöłfden Gabiddeł.“ Wirklich so gehört. Und „Hesekiel“ ausgesprochen wie die Stadt Kiel.

Na ja, wie gut, dass Gottes Botschaft nicht davon abhängt, in welcher Sprache sie den Menschen gepredigt wird. Oder eher vielleicht doch: Gut, dass sie den Menschen in der Sprache gepredigt wird, die sie selber auch sprechen und verstehen. Auch in Middelfrängisch.

Häbby Drinnidaddis!

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