#3 Gottesdienst mit den Jesus Freaks – Ihr seid zu ausgeflippt

#3 Gottesdienst mit den Jesus Freaks – Ihr seid zu ausgeflippt

Auf Sofas und Sesseln sitzen einige Leute, die munter miteinander plaudern und dabei Getränke schlürfen und an Chips oder Salzstangen knabbern. Im vorderen Teil der ehemaligen Kneipe ist eine kleine Bühne, wo manchmal wohl eine Band spielt. Die Freundin, die mich mitgebracht hat, kennt die Leute, die mich freundlich begrüßen.

Meine Gesprächspartner sind ein bunter Haufen. „Von wegen nur Punks und Freaks“, denke ich. Die Leute sind nett und offen; ich führe gute Gespräche. Zugegeben, die ein oder andere Extravaganz im Kleidungsstil fällt mir auf, aber ich habe nicht das Gefühl mit Jeans und Pulli aufgrund mangelnder Ausgefallenheit herauszustechen.

Es ist Sonntagnachmittag und mein erster Gottesdienst bei den Jesus Freaks beginnt. Zunächst werden alle rund 30 Gottesdienstteilnehmer eingeladen, sich nochmal mit Getränken und Knabbereien einzudecken, bevor die offizielle Begrüßung und ein Eingangsgebet gesprochen wird. Anschließend beginnt eine Anbetungszeit, in der wir gemeinsam singen. Zwei Mädels leiten uns beim Singen, unplugged, mit Gitarre und Cajón. Wir singen andere Lobpreislieder als die, die ich von den großen Worshipkonzerten kenne. Der Stil und Klang der melodischen Anbetungslieder, wie sie die beiden Mädels interpretieren, erinnert mich irgendwie an den Sound von Eva Cassidy und Katie Melua und lässt mich entspannt im Sessel zurücksinken und mitsingen.

Die Atmosphäre ist sehr locker, hier wird gechillt und Gott angebetet. Nach einer Lobpreiszeit, in der wir einige Lieder singen, folgt eine 25 minütige Predigt. In der Predigt erzählt ein Gemeindemitglied lediglich einen Bibeltext nach, was mich ein wenig enttäuscht. Kaum eine Gedankenanregung, da hatte ich mir mehr erhofft. Doch dass die Predigt einen nicht anspricht oder man davon nicht bewegt wird, kann überall passieren. Da sie wöchentlich von verschiedenen Leuten gehalten werden, sind die Predigten vermutlich sehr verschieden und es ist wahrscheinlich, dass bei einem anderen Besuch die Verkündigung mich mehr anspricht.

Der offizielle Gottesdienst wird durch ein Segensgebet beendet. Danach gibt es noch die Möglichkeit für Gespräche, gemeinsames Chillen oder Tischfußball spielen.

Wie ihr bereits wisst, schätze ich Liturgie durchaus, aber auch in diesem - sehr freien - Gottesdienst habe ich mich durchaus wohl gefühlt. Die Stimmung hat tatsächlich zum chillen mit Gott und den anderen eingeladen. Die Atmosphäre hat mich angesprochen. Vorurteile, die ich zuvor mit dem Namen „Jesus Freaks“ verknüpfte, haben sich bei mir definitiv entkräftigt. Sicherlich sehe ich einige Dinge anders als mancher Freak, aber ich habe gelernt, dass man auch hier nicht von DEM Jesus Freak sprechen kann. Insgesamt war es ein entspannter, chilliger und schöner Gottesdienst, bei dem ich gerne wieder mal vorbeischaue.

 

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