Kunst gegen Menschenrechtsverletzungen

Illustrationen von Roshi Rouzbehani
© epd-bild/Oliver Dietze / Roshi Rouzbehani
Sechs iranische Künstlerinnen mussten ihre Heimat aus politischen Gründen verlassen und können aktuell als Zeichen der Solidarität mit der aktuellen iranischen Bewegung "Frau Leben Freiheit" in der Modernen Galerie des Saarlandmuseums ausstellen.
Exil-Iranerinnen im Saarlandmuseum
Kunst gegen Menschenrechtsverletzungen
Der gewaltsame Tod einer jungen Iranerin hat im vergangenen Jahr die Weltöffentlichkeit aufgeschreckt. Das Saarlandmuseum gibt iranischen Exil-Künstlerinnen Raum zur Auseinandersetzung mit den Protesten gegen die Unterdrückung in ihrer Heimat.

Angesichts der angespannten Lage im Iran hat das Saarlandmuseum in Saarbrücken kurzfristig eine Ausstellung mit Werken iranischer Exil-Künstlerinnen aufgelegt. Unter dem Titel "Women - Life - Freedom - Künstlerinnen aus dem Iran" sind ab diesem Samstag 32 Plakate, Installationen und Videos von sechs Künstlerinnen zu sehen, die ihre Heimat aus politischen Gründen verlassen mussten.

"Es geht um friedlichen Protest", sagte Samira Hodaei, die seit 2018 in Berlin lebt und arbeitet, am Mittwoch in Saarbrücken. Die 1981 in Teheran geborene Künstlerin ist unter anderem mit ihrer Arbeit "An Empty Sofreh" vertreten. Die Stoffbahnen, die wegen Musterfehlern aussortiert wurden, hat sie mit Glasfarbe bemalt.

Die "Sofrehs" werden traditionell im Iran auf dem Boden ausgebreitet, um Speisen für eine gemeinsame Mahlzeit anzurichten. Die "leeren Tischtücher" symbolisieren das Hungerleid vieler Iraner und wurden mehrfach als friedliche Protestform in Parks oder auf der Straße ausgebreitet.

Die iranischen Künstlerinnen mussten ihre Heimat aus politischen Gründen verlassen, wie Samira Hodaei, die die Arbeit "An empty Sofreh" zeigt - aufgehängte Tischtücher, die inzwischen im Iran ein Symbol des Widerstandes sind.

Die zwölf Plakate von Roshi Rouzbehani zeigen Frauen selbstbewusst ohne Schleier sowie mit Nadeln gefolterte Frauen. Auf vielen ist das Motto der Ausstellung auf Persisch zu lesen: "Frauen - Leben - Freiheit". Die 1985 in Teheran geborene Rouzbehani arbeitet von London aus unter anderem für Zeitungen wie "The New Yorker", "The Washington Post" oder "Die Zeit" sowie für Amnesty International.

Die meisten Werke vermittelten ihre Botschaft indirekter, sagt Museumsdirektorin Andrea Jahn. Oft symbolisierten Werke mit abgeschnittenen Haarlocken den Protest gegen Schleier und Bevormundung. So hat Homa Emami aus Ringen von abgeschnittenem Frauenhaar eine "Rüstung des Widerstands" in Anlehnung an ein mittelalterliches Kettenhemd kreiert. Mit weiteren Werken vertreten sind Parastou Forouhar, die an der Kunsthochschule Mainz lehrt, Simin Keramati, die in Toronto lebt und arbeitet, sowie Jinoos Taghizadeh, die ebenfalls in Kanada ansässig geworden ist.

Die Prints, Videos, Installationen und Objekte wurden in Auseinandersetzung mit der aktuellen Situation geschaffen und sind größtenteils erstmals öffentlich zu sehen.

Museumsdirektorin Jahn sagte: "Wir wollen zum einen den Menschen hier zeigen, was die Werte von Demokratie und Menschenrechten bedeuten." Zum anderen stünden die Werke exemplarisch für all jene iranischen Künstlerinnen, die auf die Situation der Frauen und weltweit auf die Menschenrechtsverletzungen in ihrer Heimat hinwiesen.

Die Idee zu der Ausstellung in Saarbrücken sei kurzfristig nach dem gewaltsamen Tod von Zhina Mahsa Amini am 22. September vergangenen Jahres entstanden, die in Polizeigewahrsam gefoltert wurde und später starb.

Die Ausstellung solle ein Zeichen der Solidarität mit der aktuellen iranischen Bewegung "Frau Leben Freiheit" sein, in der Frauen mutig für ein selbstbestimmtes und freies Leben kämpften, erklärte die Stiftung Saarländischer Kulturbesitz.

Der gewaltsame Tod der 22-jährigen Kurdin Mahsa Amini nach ihrer Festnahme durch die sogenannte Sittenpolizei im September 2022 hatte im Iran und weltweit eine Lawine des Protestes ausgelöst. Die junge Frau war von der Sittenpolizei festgenommen worden, weil sie ihr Haar nicht vorschriftsgerecht unter dem Hijab, dem islamischen Kopftuch, getragen hatte.

Die Schau ist bis zum 18. Februar kommenden Jahres zu sehen.