TV-Tipp: "Der Schwarm"

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6. März, ZDF, 20.15 Uhr
TV-Tipp: "Der Schwarm"
Das filmische Potenzial des Buches war offenkundig, der Welterfolg ein weiteres Argument für eine Verfilmung; und doch sind bereits fast zwei Jahrzehnte vergangen, seit Frank Schätzing mit seinem Öko-Thriller "Der Schwarm" die Bestsellerlisten erobert hat.

Mal sollte "Alien"-Regisseur Ridley Scott aus dem Stoff einen Blockbuster machen, dann lagen die Rechte bei der Schauspielerin Uma Thurman; und nun ist eine Serie draus geworden. Nur eine Serie? Ja und nein: Ja, weil sich das vierköpfige Drehbuch-Team viel Zeit lässt, um zur Sache zu kommen; nein, weil eine achtteilige TV-Produktion der enormen Komplexität des über tausend Seiten umfassenden Werks ganz anders gerecht werden kann als ein zweistündiger Kinofilm.

Auch die optische Qualität muss den Vergleich mit einem aufwändigen Hollywood-Film nicht scheuen, selbst wenn das Budget natürlich keine dreistellige Millionensumme umfasst. Mit mindestens 40 Millionen Euro ist "Der Schwarm" dennoch die kostspieligste deutsche TV-Produktion aller Zeiten.

Das ZDF schultert im Rahmen einer sogenannten European Alliance ein Drittel des Budgets, und natürlich hoffen die Mainzer, einen Teil durch Verkäufe auf dem weiteren Weltmarkt wieder reinzuholen. Die Chancen dürften nicht schlecht stehen, schließlich hat bereits der Erfolg des Romans gezeigt, wie gut das Untergangsszenario mit seiner Mischung aus Science-Fiction und Drama funktioniert.

Mittlerweile ist das Thema des Buches durch die unübersehbaren Folgen des Klimawandels sogar noch aktueller geworden. Allenfalls bedauerlich aus hiesiger Sicht ist die Tatsache, dass die Serie mit unübersehbarem Blick auf eine internationale Verwertung produziert worden ist und entsprechend "mainstreamig" anmutet.

Der Kern der Handlung hat jedoch auch zwanzig Jahre nach dem Erscheinen des Buches nichts von seiner Faszination eingebüßt. Auf der ganzen Welt häufen sich rätselhafte Phänomene, die allesamt im Zusammenhang mit den Ozeanen stehen: Vor der Küste Kanadas bringen Buckelwale Schiffe zum Kentern, in Frankreich sterben Menschen, weil tödliche Bakterien aus Meeresgetier das Trinkwasser verseuchen, in Südafrika fallen Myriaden von Krabben über die Dörfer her, im Atlantik vor Skandinavien verursachen Eiswürmer am Kontinentalhang einen vernichtenden Tsunami. Als sich rausstellt, dass all’ diese Ereignisse miteinander zusammenhängen, kann es nur zwei Schlussfolgerungen geben: Entweder erlebt die Menschheit den Zorn Gottes, oder sie hat es mit einer uralten intelligenten Lebensform zu tun, die sie aus den Meeren vertreiben will.

Es ist nachvollziehbar, dass die Verantwortlichen die in der Tat spektakulären Bilder nicht gleich zu Beginn verprassen wollten, aber es dauert doch recht lange, bis die Serie endlich zur Sache kommt. Zwar gibt es einige Szenen, in denen vor allem die Musik für Spannung sorgt, und die Unterwasserbilder sind von eindrucksvoller Qualität, doch gerade die privaten Momente einiger Figuren wirken zunächst wie ein Spiel auf Zeit.

Zwischen den wenigen imposanten Momenten sackt die Spannung erst mal ab (Regie: Luke Watson, Barbara Eder, Philip Stölzl), zumal die Auftaktfolgen recht episodisch konzipiert sind. Das ändert sich, als klar wird, welche der vielen Mitwirkenden tatsächlich eine Hauptrolle spielen und schließlich zu jener Gruppe gehören, die in die Arktis aufbricht, um mit der "Yrr" genannten fremden Macht in Kontakt zu treten.

Angesichts der erheblichen Menge an entsprechend kostspieligen visuellen Effekten war mutmaßlich kein Geld mehr da, um internationale Topstars zu verpflichten, was sich jedoch nicht als Nachteil entpuppt, zumal von deutschsprachiger Seite Barbara Sukowa, Franziska Weisz und Oliver Masucci in wichtigen Rollen mitwirken.

Zum sehenswerten Kern des Ensembles gehören außerdem der Schwede Alexander Karim als Meeresbiologe, der den Yrr ihren Namen gibt, sowie Cécile de France als Molekularbiologin. Sehr interessant ist schließlich die Besetzung der jungen Hauptfiguren, allen voran Leonie Benesch als Doktorandin, die als eine der ersten die Zusammenhänge erahnt, von ihrer Professorin jedoch ausgebremst wird. Gerade weil das Ensemble international zusammengestellt ist und sich die Ereignisse auf der ganzen Welt zutragen, empfiehlt sich die vielsprachige Originalversion mit Untertiteln in der Mediathek anbietet.

Schätzing selbst ist ohnehin nicht begeistert, wie er in einem Interview deutlich machte. Überzeugt hat ihn nur das Handwerk, der Rest sei "rühr- und redseliges Beziehungskisten-TV. Es pilchert mehr, als es schwärmt." Das ZDF zeigt die Serie ab heute vier Tage lang jeweils um 20.15 Uhr.