Kirche muss Chancen der Digitalisierung ergreifen

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Die Veränderung kirchlicher Machtstrukturen durch digitale Medien sei für die Kirche Chance und Herausforderung zugleich, sagt der Theologe Ralph Charbonnie.
Theologe mahnt
Kirche muss Chancen der Digitalisierung ergreifen
Durch die Digitalisierung haben sich in der evangelischen Kirche nach Einschätzung des Theologen und Ethik-Experten Ralph Charbonnier aus Hannover die Machtverhältnisse verschoben.

Kirchenmitglieder, aber auch außerhalb der Kirche stehende Menschen nähmen über Facebook, Twitter und andere soziale Netzwerke verstärkt Einfluss auf kirchliche Entscheidungen und Entwicklungen, sagte Charbonnier am Freitagabend in Landau zum Auftakt einer zweitägigen Online-Tagung.

Die Veränderung kirchlicher Machtstrukturen durch die breitere Beteiligung von Menschen durch digitale Medien sei für die Kirche zugleich eine Chance und eine Herausforderung, sagte Charbonnier bei der Tagung zum Thema "Machtwechsel - Was bestimmt die digitale Kirche?". So mache die Digitalisierung die Kirche demokratischer, weiche aber auch herkömmliche Machtverhältnisse auf und mache sie unübersichtlicher.

Manche Leitungsmodelle in der Kirche würden zwar untergraben, sagte der Theologe. Das kirchliche Handeln gewinne aber durch die verbesserte Teilhabe der kirchlichen Basis und außenstehender Akteure eine neue Qualität. Dass sich diese "Auslegungsgemeinschaft der Heiligen Schrift" vergrößere, müsse die Kirche als eine Chance begreifen und besonders die jüngere Generation besser beteiligen. "Der Heilige Geist diversifiziert sich durch die sozialen Medien, er muss deshalb nicht weniger heilig sein", sagte Charbonnier.

Veranstalter der Online-Tagung waren die Evangelischen Akademien der Pfalz und des Rheinlandes sowie die Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) in Heidelberg. Charbonnier ist als Theologischer Vizepräsident der evangelisch-lutherischen Landeskirche von Hannover zuständig für theologische Grundsatzfragen und die Medienarbeit.