Felix Adler
          Neues Buch von Kaleb Erdmann
      Gewalt ist nicht dazu da, etwas daraus zu lernen
            chrismon: Dem Schriftsteller in Ihrem Roman ist es sehr wichtig, dass er sich korrekt an die Geschehnisse rund um den Amoklauf erinnert. Er war erst elf, als es passierte. Um seiner Erinnerung aufzuhelfen, liest er den Polizeibericht. Warum ist es so wichtig, sich korrekt zu erinnern?
Kaleb Erdmann: Mir war früh klar, dass ich alles, was das Attentat selbst betrifft, nicht fiktionalisieren möchte, aus Respekt den Angehörigen und Opfern gegenüber. Deshalb wollte ich die Umstände des Amoklaufes so genau wie möglich beschreiben. Die Fiktionalisierung passiert eher da, wo es um den nachträglichen Prozess des Schreibens geht. 
Ist es möglich, sich korrekt zu erinnern?
Anzunehmen, dass man sich korrekt erinnern kann, ist ein Trugschluss. Das zu vermitteln, ist mir ganz wichtig. Man kann versuchen, sich zu erinnern, aber die Antworten sind immer multiperspektivisch, unklar und vieldeutig. Mein Buch ist ja ein literarisches Werk und kein Sachbuch, das den Anspruch erhebt, letzte Antworten zu geben.
      
  
