Wer kommt nicht zum Ökumenischen Kirchentag?

Wer kommt nicht zum Ökumenischen Kirchentag?
Nicht alle prominenten Kirchenleute und Stars der religiösen Szene kommen zum 2. Ökumenischen Kirchentag in München. Einige verzichten auf einen Auftritt beim Großereignis.
06.05.2010
Von Stephan Cezanne

Einige prominenten Kirchenleute und Stars der religiösen Szene verzichten auf einen Auftritt beim 2. Ökumenischen Kirchentag in München mit rund 3.000 Veranstaltungen und Gottesdiensten in der bayerischen Landeshauptstadt vom 12. bis 16. Mai. So sind Ex-Fernsehpfarrer Jürgen Fliege, Kirchenkritiker Eugen Drewermann und der Ökumeneminister des Vatikan, der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper, nicht im offiziellen Programm zu finden. Manche sprechen schon von einem Generationenwechsel.

Ex-Fernsehpfarrer Fliege ist inzwischen in Ruhestand

Der Kirchenkritiker und Psychotherapeut Drewermann ist inzwischen aus der katholischen Kirche ausgetreten. Damit habe er sich nach eigenen Worten an seinem 65. Geburtstag vor fünf Jahren ein "Geschenk der Freiheit" gemacht. Eine Abkehr vom Glauben bedeute sein Schritt jedoch nicht. Wegen seiner kirchenkritischen Positionen war dem Theologen 1991 die Lehrerlaubnis entzogen worden. Ein Jahr später wurde er vom Priesteramt suspendiert. Drewermann gehört zu den meist gelesenen deutschen Theologen.

Ex-Fernsehpfarrer Fliege füllte einst auf Kirchentagen Messehallen mit seinen Fans. In München verzichtet er darauf. Fliege, geboren 1947, ist derzeit vor allem mit publizistischen und seelsorgerlichen Angeboten im Internet präsent. Bundesweit bekannt wurde der Theologe - inzwischen im Ruhestand - vor allem durch die ARD-Talkshow "Fliege". Zwischen 1994 und 2005 strahlte das Erste rund 1.800 Ausgaben des Fernsehtalks aus. Beim Kirchentag in Köln 2007 hatte sich Fliege bei seinen Amtsbrüdern entschuldigt. Er habe mit seiner häufig geäußerten Kritik niemanden richten wollen.

Nichtkommen hat keine besondere Botschaft

Auch die Friedensbotschaft des Dalai Lama wird den Ökumenischen Kirchentag diesmal nicht erleuchten. 2003 in Berlin war der buddhistische Mönch ein Zuschauermagnet. Rund 22.000 Protestanten und Katholiken lauschten an der Waldbühne seinem Friedensappell. Wie schon beim Evangelischen Kirchentag 1993 in München gab es auch in Berlin Proteste evangelikaler Gruppen. Vor der Waldbühne demonstrierten sie für eine klare Abgrenzung der Christen zum Buddhismus.

Der prominente evangelische Theologe Eberhard Jüngel (75) war noch auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Bremen 2009 zu sehen. Für München hat er sich laut Veranstaltern nicht gemeldet. Das Werk des Tübinger Professors für Systematische Theologie stößt seit Jahrzehnten weltweit auf Beachtung. Seine Bücher sind Standardwerke. Auch nach seiner Emeritierung hat er sich in zahlreichen Zeitungsbeiträgen und Vorträgen - etwa auf Kirchentagen - zu Wort gemeldet, besonders zur Ökumene.

Schorlemmer vermisst Abendmahl

Die meisten der Genannten verbinden mit ihrem Nichtkommen wohl keine besondere Botschaft. Dagegen kündigte der Wittenberger Theologe und frühere DDR-Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer (65) seine Absage mit einem Paukenschlag an. Er komme nicht aus Protest. Grund sei die anhaltende Trennung beim Abendmahl zwischen Protestanten und Katholiken: "Ich frage alle, die schon jahrzehntelang sagen 'Wir sind noch nicht so weit': Wann wird denn dieser Tag kommen, an dem wir bereit sind", so der evangelische Pfarrer in dem ökumenischen Magazin "Publik-Forum".

Der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper hatte bereits auf dem 1. Ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin vor Ungeduld in der Frage des gemeinsamen Abendmahls von Katholiken und Protestanten gewarnt. Noch gebe es zu große Unterschiede in der Glaubenslehre zwischen beiden Konfessionsfamilien, erklärte der heute 77-Jährige damals. Auch Kardinal Kasper kommt nicht nach München - wohl auch deshalb, weil damit gerechnet wird, dass er sein Amt als Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen aus Altersgründen bald abgeben wird.

Am Rande des 1. Ökumenischen Kirchentags 2003 in Berlin sorgte der Kirchenkritiker und Theologieprofessor Gotthold Hasenhüttl (76) für Aufsehen. Er hatte gegen geltendes katholisches Kirchenrecht evangelische Christen zur Kommunion eingeladen. Daraufhin wurde er vom Priesteramt suspendiert. Drei Jahre später folgte der Entzug seiner kirchlichen Lehrerlaubnis. Hasenhüttl wird auf einem Podium außerhalb des offiziellen Programms in München auftreten, natürlich zum Thema Ökumene.

epd