Die Rücktrittserklärung von Margot Käßmann

Die Rücktrittserklärung von Margot Käßmann
Die Rücktrittserklärung von Margot Käßmann.

Margot Käßmann ist von ihren Ämtern zurückgetreten. Ihren Entschluss verlas und begründete sie in dieser Erklärung:

"Am vergangenen Samstag habe ich einen schweren Fehler gemacht, den ich zutiefst bereue. Auch wenn ich ihn bereue, aber, und mir alle Vorwürfe, die in dieser Situation berechtigter Weise zu machen sind, gemacht habe, mir selbst, kann und will ich nicht darüber hinwegsehen, dass das Amt und meine Autorität als Landesbischöfin sowie als Ratsvorsitzende beschädigt sind.

Die Freiheit, ethische und politische Herausforderungen zu benennen und zu beurteilen, hätte ich in Zukunft nicht mehr so wie ich sie hatte. Und die harsche Kritik, etwa an einem Predigtzitat wie "Nichts ist gut in Afghanistan", ist nur durchzuhalten, wenn persönliche Überzeugungskraft uneingeschränkt anerkannt wird.

Einer meiner Ratgeber hat mir gestern ein Wort von Jesus Sirach mit auf den Weg gegeben: "Bleibe bei dem, was Dir dein Herz rät". Und mein Herz sagt mir ganz klar: Ich kann nicht mit der notwendigen Autorität im Amt bleiben. So manches, was ich lese in den letzten Tagen, ist mit der Würde des Amtes nicht vereinbar. Aber mir geht es neben dem Amt auch um Respekt und um Achtung vor mir selbst, und um meine eigene Geradlinigkeit, die mir viel bedeutet.

Hiermit erkläre ich, dass ich mit sofortiger Wirkung von allen meinen kirchlichen Ämtern zurücktrete. Ich war mehr als zehn Jahre mit Leib und Seele und sehr gerne Bischöfin, und habe auch all meine Kraft in dieses Amt gegeben. Ich bleibe Pastorin der hannoverschen Landeskirche. Ich habe 25 Jahre nach meiner Ordination vielfältige Erfahrungen gesammelt, die ich gerne auch in Zukunft an anderer Stelle einbringen werde.

Es tut mir leid, dass ich viele enttäusche, die mich dringend gebeten haben, im Amt zu bleiben. Und die mich auch vertrauensvoll in meine Ämter gewählt haben. Ich danke allen Menschen, die mich so wunderbar getragen haben in diesen letzten Tagen mit Grüßen, E-Mails, SMS und auch Blumen, die alle meiner Seele sehr, sehr gut getan haben. Dem Rat der EKD danke ich besonders, dass er mir gestern Abend ausdrücklich das Vertrauen ausgesprochen hat. Ich danke allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der hannoverschen Landeskirche und der EKD, die mich haupt- und ehrenamtlich unterstützt haben. Insbesondere danke ich meinem allerengsten Team, das mir in so manchem Sturm die Treue gehalten hat. Ich danke allen Freundinnen und Freunden, allen guten Ratgebern, auch in diesen Tagen, und ich danke meinen vier Töchtern, dass sie diese Entscheidung so klar und deutlich mittragen und heute auch hier mit anwesend sind, was nicht selbstverständlich ist.

Zuallerletzt: Ich weiß aus vorangegangenen Krisen: Du kannst nie tiefer fallen als in Gottes Hand, und für diese Glaubensüberzeugung bin ich auch heute dankbar.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit."