Papst: Weihnachten ist Antwort Gottes auf menschliches Drama

Papst: Weihnachten ist Antwort Gottes auf menschliches Drama
"Jede Gesellschaft braucht Versöhnung, damit sie in Frieden leben kann": Mit einem Aufruf zur Versöhnung und gegen den Hass hat Papst Benedikt XVI. am Montag die Weihnachtswoche eingeleitet. Benedikt nutzte die Weihnachtsaudienz drei Tage vor dem Heiligen Abend, um katholische Bischöfe und Priester auch vor der Versuchung zu warnen, "die Politik selbst in die Hand zu nehmen."

Eine "innere Versöhnung" sei Bedingung für Friedensbemühungen, sagte Papst Benedikt XVI. während der traditionellen Weihnachtsaudienz für die römische Kurie im Vatikan im Hinblick auf Konflikte vor allem in Afrika. "Ohne die Kraft der Versöhnung in den Herzen fehlt dem politischen Einsatz die Voraussetzung". Dafür müsse jeder aber auch mit sich selbst im Reinen sein, Schuld anerkennen und um Vergebung bitten können.

Voraussetzung für einen Frieden mit sich selbst, mit dem Nächsten und mit der Schöpfung sei vor allem eine Versöhnung mit Gott, erklärte Joseph Ratzinger vor der Kurie. Weihnachten bringe wahren Frieden und sei kein Märchen für Kinder, sondern die Antwort Gottes auf das Drama der friedlosen Menschheit, hatte er am Sonntag beim Angelusgebet auf dem Petersplatz bereits den Gläubigen erklärt. Weltweit feiern die Christen an Weihnachten die Geburt Jesu Christi.

Jad Vaschem "gramerfüllter Ruf" nach Läuterung und Vergebung

Vor aktuellem Hintergrund kam Benedikt auch auf seinen Besuch im Mai in der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem zurück. Er würdigte die Gedenkstätte als Mahnmal gegen den Hass und als einen "gramerfüllten Ruf nach Läuterung, Vergebung und Liebe". Der Besuch in Jad Vaschem während seiner Nahost-Reise im Mai sei für ihn eine "überwältigende Begegnung mit der Grausamkeit der menschlichen Schuld" gewesen, sagte er. In Jad Vaschem habe er den "Hass einer verblendeten Ideologie" erfahren, die "ohne jedwede Rechtfertigung Millionen Menschen dem Tod übergeben hat". Die Nationalsozialisten hätten damit "Gott, den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs und den Gott Jesu Christi aus der Welt vertreiben" wollen.

Benedikt war zuvor unter anderem von der Gedenkstätte in Jerusalem kritisiert worden, weil er die Seligsprechung seines umstrittenen Vorgängers Pius XII. eine wichtige Etappe vorangebracht hatte. Diesem Papst wird in dem Museum von Jad Vaschem vorgeworfen, zum Holocaust geschwiegen zu haben. Benedikt hat Pius dagegen immer nachdrücklich verteidigt.

"Dialog mit denjenigen, für die Religion etwas Fremdes ist"

Gleichzeitig würdigte Benedikt die Bemühungen des jordanischen Königs, der ihn am Beginn seiner einwöchigen Nahostreise in Amman willkommen hieß, um den Dialog zwischen Juden, Christen und Muslimen. König Abdullah II. setze sich nachdrücklich für ein friedliches Zusammenleben der Mitglieder der Weltreligionen, für den Respekt vor dem jeweils anderen Glauben sowie die Zusammenarbeit "in der gemeinsamen Verantwortung vor Gott" ein.

Der Papst hatte vom 8. bis zum 15. Mai Jordanien, Israel und die Palästinensergebiete besucht, nachdem er im April auf seiner ersten Afrikareise nach Kamerun und Angola das Arbeitspapier für die Afrikasynode übergeben hatte. Der Papst ermahnte die katholische Kirche überdies, sich zunehmend für Nichtgläubige zu öffnen. "Zum Dialog mit den Religionen muss heute vor allem der Dialog mit denjenigen hinzukommen, für die Religion etwas Fremdes ist."

dpa/epd