Lieber Nikolaus statt Weihnachtsmann

Lieber Nikolaus statt Weihnachtsmann
Ihm entkommt in diesen Tagen keiner: Der Weihnachtsmann klettert als Kunststoffvariante Fassaden hinauf, steht als aufblasbarer Geselle auf Balkonen und in Gärten und lauert vor Geschäften Passanten auf. Bei der Omnipräsenz dieses Mannes gerät ein anderer mehr und mehr ins Hintertreffen: der Nikolaus.

Doch es regt sich Widerstand, unter anderem in der Pfalz. Erklärtes Ziel: Den Verdrängungswettbewerb zulasten des Nikolaus stoppen und - mit friedlichen Mitteln - für "weihnachtsmannfreie Zonen" zu kämpfen. Es ist vor allem auch eine Initiative gegen den Konsumwahn rund um Weihnachten. Der Weihnachtsmann sei schließlich der "Geschenkeonkel der Konsumgüterindustrie", sagen Kritiker des Bartträgers.

Verdächtig macht den Weihnachtsmann nicht zuletzt, dass bei seinem gängigen Outfit - roter Mantel, weißer Wallebart - der US-Konzern Coca-Cola die Finger im Spiel hatte. Er stehe wie kein anderer für eine auf Konsum getrimmte Weihnachtszeit, urteilt der Diözesanverband Speyer des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Zusammen mit dem Urheber der Aktion, dem katholischen Bonifatiuswerk in Paderborn, und der Organisation GEPA für fairen Handel will er den Heiligen Nikolaus wieder in den Vordergrund rücken.

Heiliger vermittelt Werte

Er stehe für ganz andere Werte, sagt die Speyerer BDKJ-Vorsitzende Katrin Naab: "Uneigennützigkeit, Nächstenliebe und selbstloses Handeln." Der Nikolaus geht auf den Bischof von Myra zurück, der wahrscheinlich im 4. Jahrhundert Kindern und Bedürftigen half. Auch im Bistum Trier gibt es eine Aktion "pro Nikolaus". "Uns geht es eigentlich darum, den Leuten ins Bewusstsein zu rufen, warum wir Advent feiern - und dass das eben nichts mit dem Weihnachtsmann zu tun hat, sondern mit einem Heiligen, der uns auch Werte vermittelt", erklärt der dortige Diözesanjugendpfarrer Matthias Struth.

Um das den Menschen ein bisschen mehr ins Bewusstsein zu bringen, verteilen die Nikolaus-Freunde unter anderem Aufkleber. Darauf ist ein durchgestrichener Weihnachtsmann zu sehen und gleich daneben ein Nikolaus auf einem Vorfahrtsschild. Die Reaktionen auf die Aktion sind in Speyer immens: Binnen zwei Wochen habe sie mehr als 50 Emails, Anrufe und andere Rückmeldungen bekommen, erzählt Naab. "Damit hatten wir wirklich nicht gerechnet." Kindergärten und Grundschulen meldeten sich bei ihr, Unternehmen, Medien und auch Privatleute. Die meisten hätten die Initiative gut gefunden, erzählt die 32-Jährige.

Weihnachtsmann steht für Konsumwelt

"Es geht uns nicht darum, den Weihnachtsmann auszuradieren", betont sie. In Märchen und Geschichten habe er ja durchaus seine Berechtigung. Naab stört vor allem die Konsumwelt, für die der Weihnachtsmann ihrer Ansicht nach steht. Dass im Herbst schon Lebkuchen verkauft werden, im November die ersten "Weihnachts"-märkte beginnen und der Schokoladen-Nikolaus schon lange vor dem 6. Dezember in den Regalen steht - das passt ihrer Ansicht nach längst nicht mehr zum besinnlichen Charakter, den das Nikolausfest und Weihnachten eigentlich haben sollten. Naab spricht von einer "Geschenkeolympiade - größer, weiter, teuerer".

Auch einige zweifelnde Reaktionen hat Naab auf die Kampagne bekommen. Wenn es den Weihnachtsmann nicht gebe - wer bringe dann bitte an Heiligabend die Geschenke? "Das Christkind, ist doch klar", sagt die Katholikin. Und was sagt der Weihnachtsmann dazu, dass hier jemand so ungeniert an seinem Rentierschlitten sägt? Der lässt mehrere Anfragen zu dem Thema auf seinen verschiedenen Internet- Seiten unbeantwortet und schweigt.

dpa

Mehr Informationen zur Aktion: http://www.weihnachtsmannfreie-zone.de/