Wenn Investmentbanken "Gottes Werk" erfüllen

Wenn Investmentbanken "Gottes Werk" erfüllen
Aus Sicht des Chefs der Investmentbank Goldman Sachs, Lloyd Blankfein, erfüllen Banken durch ihre Geschäfte und durch ihre Bonuszahlungen "Gottes Werk".

Sie haben die Welt und die Gesellschaft in eine der größten Krisen gestürzt, doch sie machen weiter, als wenn nichts geschehen sei: die Banker. Aus der Sicht eines der Ihren erfüllen sie damit nicht nur einen gesellschaftlichen Zweck, nein, sie erfüllen sogar "Gottes Werk". Der Mann, der das sagt, steht an der Spitze des vermutlich größten und reichsten Geldinstituts der Welt: Lloyd Blankfein von Goldman Sachs.

Seine Bank machte allein von Juli bis September rund 3,2 Milliarden Dollar Gewinn – mitten in der Krise. Vor allem dank blühender Geschäfte mit Währungen, Rohstoffen und Anleihen summierte sich der Gewinn. Und die Boni von Goldman Sachs dürften in diesem Jahr einen neuen Rekordwert erreichen, wie Finanzchef David Viniar unlängst zugab. Dass er damit "Gottes Werk" erfülle, erschließt sich aus der Logik von Lloyd Blankfein so: "Wir helfen Firmen zu wachsen, indem wir ihnen helfen, Kapital zu bekommen. Firmen, die wachsen, schaffen Wohlstand. Und das wiederum ermöglicht es den Menschen, Jobs zu haben, die noch mehr Wachstum und noch mehr Wohlstand schaffen", sagte Blankfein in einem Interview der "Sunday Times". Daher erfüllten Banken einen gesellschaftlichen Zweck und "Gottes Werk".

Diese Worte müssen in der Kirche Empörung hervorrufen. So hat der rheinische Präses Nikolaus Schneider  die Aussagen scharf kritisiert. "Wenn er 'Gottes Werk' auch in der Ausschüttung überreicher Boni in krisengeschüttelten Zeiten sieht, dann muss er sich über die Empörung vonseiten aller christlichen Kirchen nicht wundern", sagte Schneider am Dienstag in Düsseldorf. Wenn Blankfein die Milliarden-Boni wirklich als Teil von Gottes Werk bezeichne, müsse er sie zum Wohl seiner Nächsten einsetzen und nicht sich selbst oder seinen Kollegen in die Tasche stecken.

Schneider forderte Blankfein auf, Geld für soziale Zwecke einzusetzen. Wer die Nächsten seien, stehe im Gleichnis vom Barmherzigen Samariter: "die Ausgeraubten und Geschlagenen, die Armen und Behinderten, die Benachteiligten und Gefährdeten", zitierte Schneider.

epd/web/dpa