Vor 25 Jahren wurde Indira Gandhi ermordet

Vor 25 Jahren wurde Indira Gandhi ermordet
Kurz nach 9 Uhr schritt die indische Premierministerin Indira Gandhi im goldgelben Sari durch ihren Garten auf dem Weg zu einem Interview. Sie fühlte sich vollkommen sicher an diesem Morgen vor nunmehr 25 Jahren.

Der 31. Oktober 1984 war ein milder Tag in der Hauptstadt Neu-Delhi, die hohen Tamarinden-Bäume auf dem Gelände der Residenz bewegen sich sanft im Wind. Die Politikerin faltete nach indischer Sitte ihre Hände vor dem Gesicht, um zwei ihrer Leibwächter zu begrüßen, als die beiden ihre Dienstwaffen zogen und insgesamt 33 Schüsse auf die berühmteste Frau Indiens abgaben.

Ihr Motiv: Indira Gandhi hatte den Goldenen Tempel in Amritsar, das höchste Heiligtum der Sikh-Religion, stürmen lassen. Aufständische, die sich dort verschanzt hatten und für einen unabhängigen Sikh-Staat kämpften, sollten verhaftet werden. Dabei starben mehrere hundert Menschen. Die beiden Leibwächter, selbst Sikh, rächten sich dafür. Vor ihrem Tod hatte es die Premierministerin mit Verweis auf Indiens säkulare Verfassung entschieden abgelehnt, ihre Sikh-Leibwächter zu entlassen.

Blutige Unruhen

Nur wenige Stunden nach dem Attentat wurde Indien von den blutigsten Unruhen seit der Unabhängigkeit des Landes 1947 erschüttert. Als die Mediziner nach vergeblichen Rettungsversuchen um 14 Uhr den Tod der Premierministerin erklärten, hatte sich bereits eine riesige Menschenmenge vor und in dem staatlichen Krankenhaus der Hauptstadt versammelt. "Wir hatten Angst, dass sie die Milchglas-Scheiben vom Operationssaal eindrücken würden", erinnert sich der Arzt T.D. Dogra. Bald wurden die ersten Verletzten und Toten in die Klinik gebracht. Das ganze Land war wochenlang in Aufruhr. In blutigen Anti-Sikh-Protesten von Hindus kamen allein in Neu Delhi fast 3.000 Menschen um.

Indira Gandhi starb mit 66 Jahren. Doch die "Eiserne Lady im Sari" war schon zu Lebzeiten eine Legende. "Es ist manchmal anstrengend, eine Göttin zu sein", soll sie über die intensive Verehrung ihres Volkes beklagt haben. Die Tochter von Indiens Staatsgründer Jawaharlal Nehru erlernte die Politik schon als Kind. Ihre Liebesheirat mit dem indischen Politiker Feroze Gandhi verhalf ihr zum klangvollsten Namen, den man in der indischen Politik haben kann, auch wenn keine Verwandtschaft zu Mahatma Gandhi bestand.

"Hang zum Populismus"

Schon früh setzte sich Indira Gandhi im Unabhängigkeitskampf gegen die Briten ein. Nach der Loslösung von Großbritannien arbeitete sie als Assistentin und "First Lady" ihres Vaters, dem erste Premierminister Indiens. Nach dem Tod Nehrus 1964 machte sie rasch Karriere und übernahm kaum zwei Jahre später das Premierministeramt.

Ihr politischer Instinkt, ihr Hang zum Populismus und ihre eiserne Hand gegen Feind und Freund zugleich zeigte sich an den Wahlurnen: Die von ihr geführte Kongresspartei gewann mit Traum-Ergebnissen. Außenpolitisch gab ihr geschickter Balance-Akt zwischen den USA und der Sowjetunion Indien Spielraum für einem eigenen Weg. Indira Gandhi führte Krieg gegen Pakistan und befahl den Bau von Atomwaffen. 1977 kosteten sie ihre diktatorischen Allüren zwar das Amt. Doch schon 1981 wurde sie wieder Premierministerin.

Der Name lebt fort

Der Name Gandhi hat seinen Glanz nach Indiras Tod behalten: Nur 12 Stunden nach ihrem Ableben wurde ihr Sohn Rajiv Premierminister. Nach dessen Ermordung fiel die Wahl auf Sonia Gandhi, seine italienischstämmige Witwe. Sie lehnte zwar ab, übernahm aber später den Vorsitz der Kongresspartei und hält nun den Stuhl warm für die nächste Gandhi-Generation: Ihren Sohn Rahul und ihre Tochter Priyanka. Zudem pflegt sie die Erinnerung an ihre Schwiegermutter. Für den 25. Todestag soll Sonia Gandhi höchstpersönlich ein Zimmer im Indira-Gandhi-Museum in Delhi hergerichtet haben. Pryianka trägt auf Wahlkampftour für den Kongress gern Indiras Saris. "Ich habe ihre Nase", erklärt sie der Menschenmenge, die sie anbetet wie einst die Großmutter.

epd