Berlin präsentiert botanische Raritäten

Berlin präsentiert botanische Raritäten
Vielleicht ist es das schönste Gewächshaus in Deutschland. Drei Jahre war es geschlossen. Nun ist das mehr als 100 Jahre alte Tropenhaus im Berliner Botanischen Garten wieder geöffnet. Nach dem Umbau zeigen sich die Pflanzen in voller Pracht: Pandanus utilis reckt sich am neuen Platz 14 Meter in die Höhe.

Der Nützliche Schraubenbaum aus Madagaskar gehört zu den knapp 1360 Arten, die aus den Ausweichquartieren ins sanierte Große Tropenhaus zurückgekehrt sind. In der Nachbarschaft schlägt ein Leberwurstbaum neue Wurzeln, der seinen Namen der Form der Früchte verdankt und Patenbaum der Berliner Fleischer-Innung ist.

Mit 17,8 Millionen Euro wurde die Arche Noah für Pflanzen wieder besucherfein gemacht. Das Geld kam aus der Berliner Landeskasse, vom Bund und der EU. Der drittgrößte Botanische Garten der Welt ist seit 105 Jahren im Stadtteil Dahlem angesiedelt und gehört zur FU.

"Ohne die Investition hätten wir riskiert, dass die marode Heizung völlig aussteigt und die einzigartige Pflanzensammlung an einem einzigen kalten Wintertag hinüber ist", beschreibt Michael Krebs, Beauftragter der Freien Universität(FU) für die Sanierung des Hauses. Nun fließt in den Rahmen von hunderten kleinen Spezialglasfenstern warmes Wasser. "Im Winter werden die Scheiben nicht mehr beschlagen", erklärt der 47-Jährige die unsichtbare Fassadenheizung. Zwei Umlufttürme stehen in dem denkmalgeschützten Glashaus als Urwaldbäume modelliert zwischen den Pflanzen. Speicher heben überschüssige Sonnenenergie für kühlere Tage auf. "Wir sparen künftig rund die Hälfte des bisherigen Energiebedarfs ein. Das entspricht dem, was 400 Vier-Personen-Haushalte in einem Jahr durchschnittlich verbrauchen."

Die einzigartige Pflanzensammlung war während der Erneuerung in anderen Häusern untergebracht. Die botanischen Raritäten wurden nach der Rückkehr in den mehr als 100 Jahren alten Glaspalast neu gepflanzt.

Die Stahl-Glas-Konstruktion des Großen Tropenhauses wurde 1905 bis 1907 nach Plänen des Königlichen Baurats Alfred Koerner gebaut. Kein Pfeiler versperrt im Inneren den Blick auf die Pflanzen. Die gewölbten Stahl-Stützen wurden außen montiert. Die imposanten Maße sind 60 Meter Länge, 29 Meter Breite und 26,5 Meter Höhe. Im Zweiten Weltkrieg gab es schwere Schäden durch Bomben. Nur Palmenfarne konnten von Gärtnern gerettet werden. Die bis zu 200 Jahre alten Pflanzen-Methusalems haben jetzt ihren Platz über der neuen Grotte mit Wasserfall.

Das Tropenhaus wartet auch mit einer "absoluten Rarität" auf. Die Seychellen-Nuss habe der Botanische Garten als Geschenk aus dem Inselstaat bekommen, sagt Krebs. Damit der weltweit größte Pflanzensame in Berlin gut keimt, wurde eine Heizung ins Beet gelegt.

dpa