Papst trifft russisch-orthodoxen "Außenminister"

Papst trifft russisch-orthodoxen "Außenminister"
Der neue Außenamtsleiter der russisch-orthodoxen Kirche, Erzbischof Hilarion Alfejef, und Papst Benedikt XVI. haben sich zu einer ersten Begegnung getroffen. Die Beziehungen zwischen Rom und Moskau gelten seit der Errichtung von vier katholischen Bistümern in Russland vor einigen Jahren als gespannt. Theologisch gibt es zwischen den beiden Kirchen große Übereinstimmungen.

Der neue Außenamtsleiter des Patriarchats von Moskau, Erzbischof Hilarion Alfejef, ist erstmals mit Papst Benedikt XVI. zusammengetroffen. Das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche empfing den "Außenminister" der russisch-orthodoxen Kirche am Freitag in seiner Sommerresidenz in Castelgandolfo bei Rom in Audienz.

Hilarion äußerte "große Hochachtung" der russischen Orthodoxie für den Papst, betonte jedoch zugleich Hindernisse für eine Begegnung zwischen Benedikt und dem Oberhaupt der russischen Orthodoxie, dem Moskauer Patriarchen Kyrill. So lange der Konflikt zwischen beiden Glaubensgemeinschaften um die mit Rom unierte griechisch-katholische Kirche in der Ukraine nicht gelöst sei, könne eine solche Begegnung nicht stattfinden. Aufgrund der derzeitigen Lage besäßen russisch-orthodoxe Gläubige in der Ukraine keine Kirchen, sie müssten "in den Wäldern Messe feiern".

Hilarion zeigte sich zudem offen für eine Verbesserung der Beziehungen des Moskauer Patriarchats mit dem Ehrenoberhaupt der Orthodoxen, dem Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomäus I. Für eine Entspannung des Verhältnisses machte er jedoch zur Vorbedingung, dass dieser sich nicht um eine Lösung des Konflikts in der Ukraine bemüht.

Eine "Verpflichtung des Patriarchats, sich nicht einzumischen, ist eine Garantie für eine positive Entwicklung der Beziehungen", betonte der Außenminister der russisch-orthodoxen Kirche nach seiner Papstaudienz. Das Moskauer Patriarchat erwarte von Bartholomäus, dass er die "territoriale Integrität" der von Moskau vertretenen Kirchen in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion anerkenne.

Gemeinsamkeiten unterstrich Hilarion dagegen beim Einsatz von russisch-orthodoxer und römisch-katholischer Kirche für christliche Werte "in einer entchristianisierten Welt". Die Tatsache, dass das römische Kirchenoberhaupt sich nicht vor negativen Reaktionen von Politikern oder Massenmedien fürchte und nicht um "political correctness" bemüht sei, stoße in Moskau auf Zustimmung.

Die Verbesserung der beiderseitigen Beziehungen falle mit dem Pontifikat von Benedikt XVI. zusammen. Dessen Vorgänger Johannes Paul II. hatte mit der Errichtung katholischer Diözesen in Russland eine heftige Verstimmung im Verhältnis zu Moskau ausgelöst. "Ich wäre froh, wenn dieser Papst mit diesem Patriarchen zusammenträfe", betonte Hilarion am Ende seines Besuchs in Rom.

Die einwöchigen Gespräche des Vertreters des Moskauer Patriarchats im Vatikan hätten gezeigt, dass die Spannungen der vergangenen Jahre zwischen beiden Kirchen überwunden seien, betonte der Präsident des Päpstlichen Einheitsrats, Kardinal Walter Kasper. Moskau beharre nicht mehr auf dem Vorwurf, die katholische Kirche werbe orthodoxe Gläubige in Russland ab. In der Vergangenheit hatte dies als Hindernis für eine vom Vatikan seit langem erwünschte Begegnung zwischen dem Papst und dem Moskauer Patriarchen gegolten.

Bei den Gesprächen mit Hilarion sei es vor allem um den theologischen Dialog gegangen, der in den kommenden Wochen auf Zypern fortgesetzt werden solle, betonte Kasper. Übereinstimmungen gebe es auch bei ethischen Fragen etwa im Bereich Familie, Sexualität und soziale Gerechtigkeit. Der orthodoxe Erzbischof war im Vatikan unter anderem mit Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, dem Präfekten der Ostkirchenkongregation, Kardinal Leonardo Sandri, und dem Präsidenten des Päpstlichen Kulturrats, Erzbischof Gianfranco Ravasi, zusammengetroffen.

Beide Seiten bestätigten nach Kaspers Worten bei den Begegnungen den Willen, auf dem Weg des ökumenischen Dialogs voranzuschreiten. Hilarion war dem bisherigen Außenamtsleiter Kyrill nach dessen Wahl zum Patriarchen im vergangenen Februar nachgefolgt.

epd