DGB-Studie: Arbeitslose bekommen bei Problemen kaum Beratung

DGB-Studie: Arbeitslose bekommen bei Problemen kaum Beratung
Über zwei Millionen Arbeitslose haben einer Gewerkschaftsstudie zufolge Probleme mit Sucht, Schulden oder leiden unter psychosozialen Schwierigkeiten.

Nur ein Bruchteil von ihnen bekomme von den Kommunen entsprechende Beratung, berichtete die "Saarbrücker Zeitung" (Mittwochsausgabe) unter Berufung auf eine Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Das DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach warnte unterdessen vor einer Debatte über strengere Regeln für Hartz-IV-Empfänger.

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"Die Defizite im Hartz-IV-System bestehen vor allem darin, dass das Fordern sehr groß geschrieben wird, aber das Fördern zum Teil zu kurz kommt", sagte der DGB-Arbeitsmarktexperte Wilhelm Adamy der "Saarbrücker Zeitung". Der DGB-Untersuchung zufolge haben etwa 1,1 Millionen erwerbsfähige Hartz-IV-Empfänger Probleme mit Schulden. Laut Statistik der Bundesagentur für Arbeit wurden aber nur 32.500 von ihnen durch die Kommunen zu dem Thema beraten.

Schätzungsweise 450.000 Arbeitslose benötigten Unterstützung wegen Suchtproblemen, aber nur 9.000 seien entsprechend beraten worden, hieß es. Die Studie geht zudem von 900.000 Hartz-IV-Empfängern aus, die Unterstützung wegen psychosozialer Probleme bräuchten. Kommunale Hilfen in diesem Bereich hätten aber nur 20.000 Personen bekommen.

Gewerkschaftsbund warnt vor Debatte über schärfere Hartz-IV-Sanktionen

Der DGB warnte zudem vor einer Debatte über strengere Regelungen für Hartz-IV-Empfänger. "Wir brauchen auf keinen Fall schärfere Sanktionen im Hartz-IV-System", sagte DGB-Vorstandsmitglied Buntenbach der "Passauer Neuen Presse" (Mittwochsausgabe). In den vergangenen Jahren sei "die Sanktionsschraube immer fester und schmerzhafter für die Betroffenen gedreht" worden. "Wir müssen sie lockern, statt sie noch fester zu ziehen", sagte Buntenbach.

Es sei nicht akzeptabel, wenn nach dem Gesetz Hartz-Bezieher unter Aushebelung tariflicher Standards zu Jobs mit miserabler Entlohnung bis an die Grenzen der Sittenwidrigkeit gezwungen werden könnten. Stattdessen brauchten Langzeitarbeitslose Angebote zur Qualifizierung und Eingliederung in den Arbeitsmarkt, sagte Buntenbach.
  
Das Bundesarbeitsministerium hatte am Dienstag einen Bericht über verschärfte Sanktionen gegen Hartz-IV-Empfänger zurückgewiesen. Bund und Länder wollen bis zum Herbst Vorschläge zur Vereinfachung der Hartz-IV-Bestimmungen erarbeiten.