Forscher kritisieren widersprüchliche Familienpolitik

Forscher kritisieren widersprüchliche Familienpolitik
Ein stärkerer Ausbau der Kinderbetreuung könnte einer Studie zufolge den drohenden Fachkräftemängel abschwächen.

Forscher der Universität Duisburg-Essen schätzen, dass sich rund 3,1 Millionen Frauen in der sogenannten stillen Reserve befinden, wie das universitätseigene Institut für Arbeit und Qualifikation am Dienstag in Duisburg mitteilte. Darunter fassen Arbeitsmarktforscher Personen zusammen, die unter bestimmten Bedingungen bereit wären, eine Arbeit aufzunehmen, sich aber nicht arbeitslos melden.

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Nach Auffassung der Wissenschaftler hält eine widersprüchliche Familienpolitik diese Frauen davon ab, Vollzeit zu arbeiten. Ehegattensplitting, Minijobs und Betreuungsgeld setzten starke Anreize dafür, nicht oder nur Teilzeit zu arbeiten, hieß es.

Die Forscher haben die die Erwerbstätigenquote von Frauen in Deutschland und Schweden umgerechnet in Vollzeitstellen verglichen. Demnach würden in Deutschland 3,1 Millionen mehr Frauen Vollzeit arbeiten, wenn ein gleich hoher Prozentsatz erwerbstätig wäre wie in Schweden. Den höheren Anteil berufstätiger Frauen in dem skandinavischen Land führten die Wissenschaftler auf die bessere Kinderbetreuung zurück. Während die Bundesrepublik den Angaben zufolge 0,5 Prozent ihres Bruttosozialproduktes in Kinderbetreuung investiert, sind es in Schweden 1,7 Prozent und in Dänemark sogar 2,1 Prozent.

Kinderbetreuung und Ganztagsschulen würden hierzulande erst mit 50 Jahren Verspätung ausgebaut, kritisierte Gerhard Bosch, Direktor des Instituts für Arbeit und Qualifikation. "Für diese Angebote fehlt das Geld hinten und vorne, weil wir in Deutschland zwei unterschiedliche Familienmodelle fördern." Neben dem neuen Familienmodell mit zwei Verdienern werde nach wie vor das Modell mit nur einem Hauptverdiener unterstützt.

Zwar stieg die Erwerbstätigenquote bei Frauen der Studie zufolge von 2001 bis 2011 um neun Prozentpunkte auf 67,7 Prozent. Umgerechnet auf Vollzeitstellen liege die Quote aber nur bei 51,8 Prozent, hieß es.