Gesundheitsexpertin: Organspende lediglich Brückentechnologie

Gesundheitsexpertin: Organspende lediglich Brückentechnologie
Angesichts des Mangels an Organspendern in Deutschland fordert die Sozial- und Gesundheitswissenschaftlerin Alexandra Manzei, Alternativen stärker zu fördern.

Es gelte, die Organspende durch andere Technologien und Präventionsmaßnahmen zu ersetzen, sagte Manzei am Samstag im Deutschlandradio Kultur. Als Beispiele nannte die Wissenschaftlerin die Weiterentwicklung von Kunstherzen und das präventive Verhalten des Einzelnen beispielsweise bei der Ernährung. Die Organspende sei lediglich eine "Brückentechnologie".

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"Man macht den Leuten etwas vor, wenn man sagt, wenn nur alle einen Organspende-Ausweis hätten, gäbe es genug Organe", kritisierte Manzei, die den Lehrstuhl für Methodologie und Qualitative Methoden in der Pflege- und Gesundheitsforschung der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar bei Koblenz innehat. Derzeit warteten in Deutschland 11.000 Menschen auf eine Organtransplantation, und der Bedarf werde in Zukunft weiter wachsen. Demgegenüber stünden jedoch nur 2.000 Hirntote pro Jahr.

Manzei forderte zudem eine ehrlichere Aufklärung über die Bedingungen, unter denen eine Organspende stattfindet, sowie über den Hirntod. "Hirntot zu sein bedeutet, auf einer Intensivstation zu liegen, beatmet zu sein, bei vollständig lebendigem Körper und Komplett-Ausfall des Gehirns - da sind die Leute erstmal erschrocken." Bei der Entwicklung des "Hirntod-Konzepts" habe von Anfang an ein "durchaus strategisches Interesse" an Organe zu gelangen vorhanden gewesen.