Polizeipfarrer: Polizisten sind beim Thema Gewalt sensibler geworden

Polizeipfarrer: Polizisten sind beim Thema Gewalt sensibler geworden
Probleme mit der Ausübung von Gewalt im Job beschäftigen nach Ansicht des westfälischen Landespolizeipfarrers Werner Schiewek heute mehr Polizisten als früher.

"Wie in der Gesellschaft nimmt auch in der Polizei die Sensibilität gegenüber dem Gewaltthema zu", sagte Schiewek dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Polizisten sind sensibler geworden in der eigenen Gewaltausübung", ergänzte er.

Der Landespolizeipfarrer der Evangelischen Kirche in Westfalen sagte, die gesamte Kultur der Polizei habe sich in diesem Punkt geändert. "Die Akzeptanz, auf menschliche Seiten, Schwächen wie Bedürfnisse, Rücksicht zu nehmen, wächst unter den Kollegen", sagte er. "Früher hieß es einfach 'Das muss man wegstecken'." Heute gebe es die Einsicht, dass es einen Polizisten nicht am Beruf hindere, wenn er mit einigen Dingen Probleme habe und darüber spreche.

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Im Gegensatz zu vielen anderen kirchlichen Angeboten, die weniger Zuspruch bekommen, registrieren die Polizeipfarrer nach Schieweks Angaben eher ein steigendes Interesse an der Polizeiseelsorge. Auch der Bereich Berufsethik habe an Akzeptanz gewonnen, sagte Schiewek, der im Auftrag der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an der Deutschen Hochschule der Polizei das Fach Ethik lehrt.

In den vergangenen Jahren sei der Bereich in den Ausbildungsplänen fest verankert worden. "Für jemanden, der in der Polizei anfängt, ist es aber immer ein Störfaktor", sagte Schiewek. "Es hält vom Handeln ab, es macht die Dinge schwieriger." Je länger Polizisten aber im Beruf seien, desto mehr fänden sie Zugang und Interesse an der Beschäftigung mit ethischen Fragen, die mit ihrem Beruf im Zusammenhang stehen.

Schiewek räumte ein, dass es immer wieder passieren könne, dass es zu Spannungen zwischen Kirchenvertretern auf der einen und Polizei auf der anderen Seite komme, beispielsweise bei der Frage der Gewaltausübung. "Wir glauben, dass Gewalt ein in sich schlechtes Mittel ist", erklärte Schiewek. Sie sei ein "moralisches Übel", um manchmal etwas Gutes durchzusetzen. "Das muss denen, die mit Gewalt umgehen, auch immer wieder in Erinnerung gerufen werden", sagte er.

Schiewek und zahlreiche andere Polizeiseelsorger treffen sich an diesem Dienstag zu einem Symposium in Berlin. Im Mittelpunkt steht dabei aus christlicher Perspektive die Frage nach Gewaltausübung von Polizisten.