Altbischof Friedrich kritisiert israelischen Siedlungsbau

Foto: dpa/Abir Sultan
Altbischof Friedrich kritisiert israelischen Siedlungsbau
"Ich fahre momentan ungern nach Israel und Palästina, weil ich stets resigniert zurückkomme", sagte der evangelische Nahost-Kenner und ehemalige bayerische Bischof Johannes Friedrich Friedrich am Sonntagabend in Nürnberg.

Die Friedensverhandlungen zwischen Israelis und Palästinensern kämen immer noch nicht voran, sagte Friedrich. Die Israelis blockierten eine friedliche Lösung des Nahost-Konflikts durch den illegalen Siedlungsbau auf palästinensischen Gebieten. Friedrich leitet die Evangelische Mittelost-Kommission und war von 1985 bis 1991 Propst an der Erlöserkirche in Jerusalem.

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Zugleich verteidigte Friedrich die umstrittene Rede des EU-Parlamentspräsidenten Martin Schulz (SPD) vor dem israelischen Parlament im Februar. "Es ist eine Tatsache, dass die israelischen Siedler in der Westbank fünf Mal so viel Wasser verbrauchen wie Palästinenser", sagte der Theologe. Schulz' Bemerkung zur israelischen Siedlungspolitik vor der Knesset hatte im Februar starke Entrüstung bei israelischen Politikern ausgelöst. Die Probleme des Siedlungsbaus anzusprechen, müsse möglich sein, sagte Friedrich.

Dennoch wies er darauf hin, dass Kritik aus Deutschland in Israel aufgrund des Massenmordes an den Juden im Dritten Reich nicht auf offene Ohren stoße. "Israelis lassen sich kritisieren, aber nicht von uns Deutschen." Dies müssten andere Länder übernehmen. 

Friedrich sagte, dass es noch zahlreiche antisemitische Vorurteile in den Köpfen der Deutschen gebe. Bei der Beschneidungsdebatte habe er den Eindruck gehabt, dass viele froh waren, aus angeblich guten Gründen endlich etwas gegen Juden sagen zu können. Der evangelische Theologe hob die große Bedeutung des Judentums für den christlichen Glauben hervor: "Wir können das Neue Testament nicht verstehen, ohne uns mit dem Judentum auseinanderzusetzen."