Empörung über Homophobie in Russland - Debatte um Olympia-Boykott

Empörung über Homophobie in Russland - Debatte um Olympia-Boykott
Die zunehmende Verfolgung von Lesben und Schwulen in Russland hat eine Debatte über einen Boykott der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi ausgelöst.

Der SPD-Politiker Johannes Kahrs und der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen, Volker Beck, brachten eine Verlegung der Spiele an einen anderen Ort ins Gespräch. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) kritisierte die Behandlung von Homosexuellen in Russland scharf, betonte aber zugleich: "Ich halte die Diskussion über Olympia-Boykotte für falsch." Das schade dem berechtigten Anliegen des Minderheitenschutzes mehr, als es ihm nütze.

In der Kritik steht insbesondere ein russisches Gesetz, dass das Zeigen von Homosexualität in der Öffentlichkeit unter Strafe stellt. Es wird befürchtet, dass homosexuelle Sportler während der Olympischen Spiele deshalb drangsaliert werden könnten.

Boykott "bedenkenswert"

Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) sagte der "Welt am Sonntag": "Mit der Ausgrenzung von Homosexuellen geht Russland einen weiteren großen Schritt in Richtung einer lupenreinen Diktatur." Dies sei keine gute Vorzeichen für die Olympischen Spiele in Sotschi.

Der Grünen-Politiker Beck erklärte, wenn die Sicherheit "von Schwulen und Lesben oder denen, die sich mit ihnen solidarisch zeigen", nicht gewährleistet sei, "muss man sich einen anderen Austragungsort überlegen". Ein Boykott durch westliche Sportler sei derzeit aber das falsche Signal. Besser sei ein "Zeichen des Protestes während der Spiele", erläuterte er in der "Welt am Sonntag".

Der SPD-Politiker Kahrs bezeichnete einen Boykott in der Zeitung als "bedenkenswert". "Noch besser fände ich den Vorschlag, die Spiele kurzfristig nach Vancouver zu verlegen - oder gar russische Athleten von den Spielen auszuschließen."

Gesetz gegen Schwule und Lesben

Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning (FDP), warf Russland "staatliche Verfolgung" vor. Das Internationale Olympische Komitee müsse Druck auf die Regierung in Moskau ausüben, die Sicherheit der Athleten zu gewährleisten, sagte er der "Welt am Sonntag".

Der CDU-Politiker Jens Spahn nannte es in der Zeitung "grotesk, dass die Welt in einem Land zu Gast sein soll, in dem per Gesetz gegen Schwule und Lesben gehetzt wird".