Presserat: Vorsicht bei Informationen aus sozialen Netzwerken

Presserat: Vorsicht bei Informationen aus sozialen Netzwerken
Der Deutsche Presserat hat dazu aufgerufen, mit Informationen und Fotos aus sozialen Netzwerken sorgsam umzugehen. Grundsätzlich gehöre die Recherche in sozialen Netzwerken wie Facebook zum legitimen journalistischen Handwerkszeug, sagte die Sprecherin des Presserats, Ursula Ernst, am Dienstag in Berlin. Es gebe jedoch Grenzen, vor allem für die Veröffentlichung privater Informationen.

"Nicht alles, was verfügbar ist, darf auch ohne Einschränkung veröffentlicht werden", sagte Ernst bei der Jahreskonferenz des Presserats. Facebook sei keine "Medienöffentlichkeit". Journalisten müssten daher sorgfältig abwägen, welches Interesse überwiegt: das der Öffentlichkeit an Informationen oder das Recht einer Person auf den Schutz des Privatlebens.

Nach Angaben des Presserats gingen im vergangenen Jahr 1.323 Beschwerden zu Zeitungsartikeln oder Beiträgen in Onlinepublikationen bei dem Selbstkontrollorgan ein. Im Vorjahr waren es 1.661 Beschwerden. Im laufenden Jahr hätten zwei Veröffentlichungen Beschwerdewellen ausgelöst, teilte der Presserat mit: das Titelbild der Satirezeitschrift "Titanic", das den Papst mit befleckter Soutane zeigte, und ein Kommentar von Franz Josef Wagner in "Bild" zur Homo-Ehe. Beide Fälle würden demnächst im Beschwerdeausschuss behandelt.

Im Jahr 2011 sprach der Presserat elf öffentliche und sieben nicht-öffentliche Rügen aus. Hinzu kamen 65 Missbilligungen und 102 Hinweise an Redaktionen. 209 Beschwerden seien unbegründet gewesen.

Der Presserat ist das Selbstkontrollgremium der deutschen Presse. Der Pressekodex enthält Regeln für die tägliche Arbeit von Journalisten, die die Wahrung der Berufsethik sicherstellen sollen. Bei Verstößen kann der Presserat je nach Schwere einen Hinweis, eine Missbilligung oder eine Rüge aussprechen.