Zu wenig Berichterstattung über Geldverteilung durch Richter

Foto: Getty Images/iStockphoto/Andrey Popov
Zu wenig Berichterstattung über Geldverteilung durch Richter
Die deutschen Medien haben nach Ansicht der Initiative Nachrichtenaufklärung (INA) auch in diesem Jahr brisante Themen vernachlässigt. Das wichtigste der ignorierten Themen sei das Verteilen von Geldern aus Prozessen durch Richter, sagte der Journalismus-Forscher Horst Pöttker von der Initiative Nachrichtenaufklärung am Freitag in Köln. Sie entschieden in Deutschland jedes Jahr über etwa 100 Millionen Euro, die die Justiz als Geldauflagen in Prozessen einnehme. Der niedersächsische Landesrechnungshof stufe Richter deshalb als besonders korruptionsgefährdet ein.

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Auf Platz zwei der vernachlässigten Themen landete das "Geschäft mit der Abschiebepraxis". Flüchtlinge mit abgelehntem Asylantrag würden mit Hilfe deutscher Fluglinien abgeschoben, die dafür bezahlt würden, sagte INA-Mitarbeiterin Miriam Bunjes. "Hier gibt es deutlich zu wenig Berichterstattung über das wirtschaftliche System, das dahinter steckt."

Auf Platz drei setzte die Jury aus 20 Journalisten und Wissenschaftlern das intransparente UN-Welternährungsprogramm. Es habe die Vorgabe, Lebensmittel vor Ort bei Kleinbauern einzukaufen, allerdings immer beim günstigsten Anbieter. Das sei ein Widerspruch, der dazu führe, dass stattdessen oft bei großen Lebensmittelkonzernen eingekauft werde, erklärte INA-Mitarbeiterin Rita Vock.

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Die Initiative Nachrichtenaufklärung (INA) wählt jedes Jahr zehn Themen aus, die trotz hoher gesellschaftlicher Relevanz nicht oder nur in geringem Umfang von Medien aufgegriffen wurden. "Wir definieren vernachlässigte Themen so, dass sie für einen Großteil der Bevölkerung wichtig, aber trotzdem in den Medien zu kurz gekommen sind", erläuterte Pöttker, Professor am Institut für Journalistik der TU Dortmund. Mit der Initiative, die bereits zum 17. Mal Themen ausgewählte, wolle man Journalisten zu Recherchen ermuntern.

Die Vorschläge für die Themen stammen den Angaben nach von Bürgern, Wissenschaftlern oder Fachleuten. Die Themen werden von Journalistik-Studenten in Seminaren nachrecherchiert und dann der Jury vorgelegt.