Studie: Mehr als 100 Wissenschaftler in NS-Zeit von TH Berlin entlassen

Studie: Mehr als 100 Wissenschaftler in NS-Zeit von TH Berlin entlassen
An der Technischen Hochschule Berlin wurden von 1933 bis 1938 mindestens 107 Wissenschaftler aus "rassischen" oder politischen Gründen entlassen.

Das ist das Ergebnis eines Forschungsprojekts der Technischen Universität Berlin zur NS-Zeit, das am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. 69 der Betroffenen emigrierten den Angaben zufolge und versuchten, im Ausland wissenschaftlich Fuß zu fassen. Dies sei jedoch nur selten gelungen.

Drei der vertriebenen Wissenschaftler seien in Konzentrations- und Vernichtungslagern ums Leben gekommen, teilte die Hochschule weiter mit. Andere nahmen sich aus Verzweiflung das Leben. Mindestens 17 Wissenschaftlern entzog die TH Berlin den Doktortitel. Er wurde in den meisten Fällen nach der Emigration und der meist damit einhergehenden Ausbürgerung automatisch entzogen und im "Deutschen Reichsanzeiger" vermeldet. Auch andere Gründe wie Gerichtsverfahren wegen Homosexualität hätten zum Titelentzug geführt.

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Ziel des Forschungsprojekts sei gewesen, das Unrecht wieder sichtbar zu machen, erklärte TU-Präsident Jörg Steinbach. In dem Anfang 2009 gestarteten Forschungsprojekt hat die Wissenschaftlerin Carina Baganz am Zentrum für Antisemitismusforschung Lebens- und Überlebenswege von Wissenschaftlern und Studierenden recherchiert, die in der NS-Zeit von der TH Berlin vertrieben wurden oder denen ein akademischer Grad verweigert oder entzogen wurde.

Anlass des Forschungsprojekts "Vertriebene Wissenschaften an der Technischen Hochschule Berlin 1933 bis 1945" war der ehemalige TH-Student Dimitri Stein, der im November 2008 mit 88 Jahren an seine frühere Hochschule zurückkehrte, um sein Promotionsverfahren zu beenden. Dies war ihm 1943 als sogenannter "Mischling" verwehrt worden.

Die Forschungsarbeiten seien dadurch erschwert worden, dass ein Großteil des Hochschularchivs in den letzten Kriegsjahren fast vollständig durch Bombenangriffe zerstört wurde, hieß es.