Katholische Kirche prüft Erleichterungen für Wiederverheiratete

Katholische Kirche prüft Erleichterungen für Wiederverheiratete
Die katholische Kirche in Deutschland sucht nach Wegen, wiederverheirateten Geschiedenen entgegenzukommen. "Ich sehe Spielraum im Arbeitsrecht", sagte der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch am Samstag in Hannover als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.

Konkret gehe es etwa um die Anstellung wiederverheirateter Geschiedener in katholischen Kindergärten oder Einrichtungen der Caritas. Das sei eine deutsche Angelegenheit, die nicht so eng mit dem Vatikan abgestimmt werden müsse.

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Auch bei den Ehrenämtern gebe es Möglichkeiten, sagte Zollitsch zum Abschluss eines zweitägigen Gesprächsforums mit rund 300 Hauptberuflichen und Ehrenamtlichen aus den 27 deutschen Bistümern. Dabei geht es um die Frage, ob in zweiter Ehe verheiratete Menschen etwa ein Amt im Pfarrgemeinderat übernehmen können. In der Frage, ob ihnen auch die Eucharistie, das katholische Abendmahl, gereicht werden darf, müssten sich die deutschen Bischöfe jedoch eng mit dem Vatikan beraten.

Die katholische Kirche betrachtet die Ehe als heiliges Sakrament. Sie erkennt daher nur die erste Ehe an und lehnt Scheidungen ab. Vertreter der Basis und katholische Reformgruppen haben immer wieder gefordert, die Situation für wiederverheiratete Geschiedene zu verbessern. Eine Arbeitsgruppe werde in den kommenden Monaten intensiv darüber beraten, kündigte Zollitsch an. Für den Katholischen Deutschen Frauenbund äußerte Vizepräsidentin Birgit Mock die Hoffnung, dass sich die Zahl der Frauen in Führungspositionen erhöhen werde.

Zollitsch warnt vor "Selbstsäkularisierung"

Der Freiburger Erzbischof Zollitsch und der Münchner Kardinal Reinhard Marx zogen ein positives Fazit des Gesprächsforums. Die Bischöfe und die Vertreter der Basis seien sich auf Augenhöhe begegnet und hätten intensiv aufeinander gehört. Marx betonte den gesellschaftspolitischen Auftrag der Kirche: "Der Weg der Kirche hat nur eine Zukunft, wenn sie sich hineinbegibt in die Wunden der Welt." Andernfalls verfehle sie ihren Auftrag. Ein Rückzug auf das "Kerngeschäft", wie er von manchen gefordert werde, sei keine Zukunftsoption, sagte der Kardinal: "Eine Kirche, die sich auf sich selbst zurückzieht, ist wie ein Ofen, der sich selbst wärmen will."

In der Abschlusspredigt des zweitägigen Treffens warnte Erzbischof Zollitsch die katholischen Christen davor, in ihrem Bemühen um Reformen in "blinden Aktionismus" zu verfallen. Wo immer das Zeugnis von der Gegenwart Gottes fehle, bestehe die Gefahr der Selbstsäkularisierung.  Aus der "göttlichen Quelle der Liebe zu leben" unterscheide Christen von Menschen, die nicht an Gott glaubten.

An dem Forum unter dem Titel "Zivilisation der Liebe" nahmen unter anderem Vertreter des Zentralkomitees der deutschen Katholiken und der katholischen Verbände teil. Dazu kamen Ordensleute, Mitglieder von geistlichen Gemeinschaften und kirchlichen Bewegungen, Vertreter der Caritas sowie Theologen von Universitäten. Der auf fünf Jahre angelegte Gesprächsprozess war 2010 beschlossen worden, um nach den Enthüllungen des Missbrauchsskandals Vertrauen zurückzugewinnen. Der Auftakt war im vergangenen Jahr in Mannheim.