Papst verlangt Frieden und Religionsfreiheit

Papst verlangt Frieden und Religionsfreiheit
Frieden muss her, sagt der Papst mitten in den Protesten gegen einen Islamfilm. Eine Friedenskultur solle sich im Nahen Osten ausbreiten - eine Erziehung zum Schutz des Lebens mit Verzicht auf jede Gewalt.

Einen Tag nach den Ausschreitungen in vielen islamischen Ländern gegen westliche Einrichtungen hat sich Papst Benedikt XVI. für den Aufbau einer Friedenskultur im konfliktreichen Nahen Osten stark gemacht. Der Papst forderte am Samstag im Libanon ein "neues Modell der Brüderlichkeit" und die Ächtung jedweder Gewalt.  Religionsfreiheit ist nach Ansicht des Papstes unverzichtbare Voraussetzung für den Frieden. "Denn der gelebte Glaube führt stets zur Liebe", sagte Benedikt in Beirut.

Im Präsidentenpalais sprach der Papst am Samstag vor Vertretern aus Politik und Kultur sowie der Religionsgemeinschaften des Landes. "Sich zu seiner Religion zu bekennen und sie frei zu leben, ohne sein Leben und seine Freiheit in Gefahr zu bringen, muss jedem möglich sein", sagte Benedikt. Religionsfreiheit sei das Grundrecht, von dem viele andere abhängen. Religionsfreiheit fördere Koexistenz und ein harmonisches Leben.

Wer Frieden wolle, der müsse auch das Leben verteidigen. Diese Logik stehe nicht nur gegen Krieg und Terrorismus, sondern gegen jeden Anschlag auf menschliches Leben. Gewalt, ob körperlich oder verbal, sei immer ein Angriff auf die menschliche Würde und müsse verbannt werden, sagte der Papst.

"Nein zur Rache"

Mitten in der gewaltsamen Protestwelle gegen ein islamfeindliches Video verlangte er eine Erziehung zum Frieden und stellte den Libanon als ein Vorbild hin. Christen und Muslime lebten seit Jahrhunderten in dem Land, nicht selten gebe es Familien mit beiden Religionen. Warum das nicht in der ganzen Gesellschaft möglich sein sollte, fragte der Papst.

"Eine plurale Gesellschaft gibt es nicht ohne gegenseitigen Respekt, nicht ohne den Wunsch, den anderen zu kennen, und den ständigen Dialog." Es gehe darum, "Nein zur Rache zu sagen, eigene Fehler einzugestehen, ohne sie zu suchen, und dann zu vergeben", sagte er im Palast des libanesischen Präsidenten Michel Suleiman.

Benedikt hatte seinen zweiten Besuchstag im Libanon mit einem Höflichkeitsbesuch bei dem Präsidenten eröffnet. Tausende säumten in Beirut die Straßen, um das katholische Kirchenoberhaupt auf seiner Fahrt im Papamobil nach Baabda jubelnd zu begrüßen. Sie schwenkten Fähnchen in den Landesfarben und denen des Vatikans.

Viel beachtet waren die kurzen Unterredungen mit Vertretern der Sunniten, der Schiiten und der Drusen im Libanon. Mufti Mohamed Rashid Qabbani, das Oberhaupt der Sunniten im Zedernstaat, übergab dem Papst einen Brief, in dem er seinen Schmerz über Angriffe gegen Christen in der islamischen Welt ausdrückte. Am Abend will sich Benedikt in Bkerké am Sitz des maronitischen Patriarchats an die junge Generation wenden. Eine Sonntagsmesse in Beirut ist Höhepunkt des dreitägigen Besuches in der Konfliktregion.