Opferverband verlangt von Papst strikteres Durchgreifen gegen Missbrauch

Opferverband verlangt von Papst strikteres Durchgreifen gegen Missbrauch
Die Opferorganisation SNAP fordert vom Vatikan ein strikteres Durchgreifen bei Missbrauchsfällen in der Kirche sowie mehr Transparenz.

Als einer der Sonderberater von Papst Franziskus sei es die Pflicht des Münchner Erzbischofs Kardinal Reinhard Marx, in Rom entsprechende Reformen anzustoßen, sagte der Direktor des internationales Netzwerks "Survivors Network of those Abused by Priests" (SNAP), David Clohessy, am Freitag vor Journalisten in München.

###mehr-artikel###Bisher tue die katholische Kirche nur das Nötigste, um Missbrauchsfälle aufzuklären und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Die Justiz werde in der Regel erst dann verständigt, wenn entsprechende Vorwürfe an die Öffentlichkeit gedrungen seien, kritisierte Clohessy. Doch nicht Fragen der Kirchenleitung, sondern der Schutz von Kindern müsse höchste Priorität für Papst Franziskus haben.

Des sexuellen Missbrauchs überführte Priester sollten künftig in Therapieeinrichtungen untergebracht werden, verlangte Clohessy: "Die Kirche schreibt vor, dass Priester nicht heiraten dürfen und wo sie zu wohnen haben, dann könnte sie auch vorschreiben, dass ein subventionierter Priester in Reha geht." Außerdem sollten die Namen und Fotos glaubhaft beschuldigter Kirchenvertreter im Internet veröffentlicht werden.

Von der Bundesregierung verlangte das Opfernetzwerk effektivere Gesetze. Demnach sollen Sexualverbrecher härter bestraft, die Verjährungsfrist noch weiter ausgedehnt und Verschleierungsversuche der Kirche strikter verfolgt werden.

Erzbistum: Thema transparent aufgearbeitet

Ein Sprecher der Erzdiözese München wandte hingegen ein, beim Heiligen Stuhl müsse nicht extra für den Kindesschutz geworben werden. "Papst Franziskus verweist ganz klar darauf, wie wichtig die Bestrebungen gegen sexuellen Missbrauch in der Kirche sind und dass diese Arbeit nicht nachlassen darf", sagte er. Auch Kardinal Marx habe das Thema bisher stets mit aller Transparenz aufgearbeitet und sich in Rom mehrfach dafür starkgemacht.

Forderungen nach einer Therapieunterbringung und einer "Straftäter-Homepage" seien rechtlich nicht durchzusetzen, sagte der Bistumssprecher: "Wir leben in einem Rechtsstaat und das ist auch gut so." Vor der vatikanischen Glaubenskongregation hatte Papst Franziskus im April erklärt, die von seinem Vorgänger Benedikt XVI. praktizierte Linie der sogenannten Null-Toleranz fortführen zu wollen. Die Glaubenskongregation ist für den Umgang mit sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche zuständig.